Demografischer Wandel vor 100 Jahren

Den Begriff demografischer Wandel hört man in jüngerer Zeit öfter. Dabei ist die Problematik, dass sich ganze Landstriche verändern, so alt wie die Menschheit selbst.

Heute ein altes Foto, schätzungsweise um 1900. Es zeigt meine Urgroßeltern und eine Schwester (im Kindesalter verstorben) meiner Oma mütterlicherseits.

Familie

(Bild: privat)

Der Ersteindruck ist bestimmt, nobel und wie schön doch die Zeit damals war. Und genau der Eindruck täuscht.
Meine Urgroßeltern stammten beide aus dem Großraum Breslau, Kreis Militsch.

Meine Urgroßmutter, 1877 in Klein Tschunkawe geboren, mein Uropa 1875 in Tschotschwitz . Beides kleine Mokchen die man nur kennt, wenn man sie kennt. Heute polnisches Staatsgebiet.

Hat man dazu noch alte Urkunden so sieht man wie das Leben wirklich aussah. Viele Kinder und keines überlebte bzw. wurde erwachsen. Das änderte sich erst, als meine Urgroßeltern um 1900 nach Querfurt zogen.

Durch den Zuckerrübenboom um die Jahrhundertwende, es konnte erstmals industriell Zucker in Rohform wie man ihn heute im Haushalt hat herstellen, wurden neue Arbeitsplätze und Perspektiven geschaffen. Das bedeutete damals einen kleinen, wenn auch bescheidenen Wohlstand. Die Kinder die dann in Querfurt geboren wurden, es waren vier an der Zahl die die Kindheit überstanden, hatten einen ganz andere Start ins Leben.

Nachfolgend ein Foto, vor 1934 aufgenommen, vom damaligen neuen Lebensabschnitt in Querfurt. Mein Urgroßvater, links im Bild, war sozusagen Vorarbeiter in der Landwirtschaft. Damals sagte man auch oft Aufseher.

Familie

(Bild: privat)

Meine Großmutter war die Jüngste. Ihre Eltern waren bei ihrer Geburt bereits 45 bzw. 43 Jahre alt. Somit hätte ich beim besten Willen und Wundermittelchen gegen das Altern, nie eine reelle Chance gehabt diese auch noch kennenlernen zu dürfen. Aber, das war kein Einzelfall. Das war mal alles Normalität.

Mein Uropa starb bereits 1934 und meine Uroma 1943. Als ich zur Welt kam, wären beide schon über 100 Jahre alt gewesen.

Genau genommen waren das die echten Ossis. Durch Flucht und Massenvertreibung von Deutschen, aber auch Polen (Westverschiebung) tritt die Tatsache, dass man schon immer auch wegen der Arbeit wegzog, in den Hintergrund.

In diesem Sinne: Wir haben nun mal nur diese eine Mutter Erde. Menschen bleiben nie dauerhaft auf einem Fleckchen Erde sesshaft. Das war schon immer so und wird immer so bleiben. Grenzen mögen wichtig, richtig sein um Strukturen zu schaffen. Am Ende sind sie allerdings auch Relikte aus dem 19. Jahrhundert, als das Modell Nationalstaaten aufkam, fest zementiert wurde und mehr Konflikte als Lösungen schaffte.

In einer Verwaltungseinheit zu wohnen bedeutet natürlich trotzdem sich dem Leben anzupassen. Menschen von vornherein auszuschließen ist schlichtweg Rassismus, auch ein Relikt aus der Vergangenheit.

Ginge ich noch weiter zurück in meiner eigenen Geschichte, so stammen meine Gene aus Regionen in Schottland, über Deutschland, bis rüber ans Schwarze Meer. Und heute bin ich eben hier, nur das zählt.

Umbrüche mögen schwer sein und machen Angst. Aber Angst ist ein wichtiger Instinkt bei Lebewesen, der das Überleben sichert. Wir sind Menschen und sollten Ängste ausleben und das Gute daraus lernen und mit in die Zukunft nehmen.

Um es mit der Mentalität meiner Großmutter und deren Ahnen zu sagen. Ihre Altvorderen würden auch nur sagen: „Geh direkt in den Westen, gehe nicht über Los und ziehe nicht 4000 € ein.“ 😉

Freibad Roßleben 1978

Es war einmal, vor fast genau 42 Jahren. Roßleben befindet sich nicht weit entfernt meiner Heimatstadt, aber liegt schon im Freistaat Thüringen. Der Rat des Kreises Querfurt hatte dort auch ein Ferienobjekt. Die Abteilung Volksbildung hatte oberhalb des Freibades einen Bungalow.
Je nach Saison waren Plätze frei. Betriebe, Abteilungen tauschten praktisch so ihre Kapazitäten, sodass man durchaus ein Objekt nutzen konnte, ohne Betriebsangehöriger zu sein.

Und so verbrachte ich im Mai 1978, im Alter von 3 Monaten dort meinen ersten Urlaub.
Praktisch war damals wohl auch, dass man fix nach Hause fahren konnte um Windeln zu waschen. Die Dinger aus Stoff. Ab in den großen Topf, auskochen, zum Trocknen aufhängen etc. Eine müfflige Angelegenheit.

Während die älteren Kinder sogleich ihre Schwimmstufe absolvierten. Nachfolgend zwei Fotos, vor dem Umbau in der Neuzeit.

Freibad Roßleben
Freibad Roßleben

(Bild: Diascans auf ORWO Color, privat – DSGVO-konform verpixelt)

Frieren musste man damals übrigens nicht, da der damalige benachbarte Kalischacht die Fernwärme lieferte. Längst Geschichte.

Das Bad gibt es allerdings immer noch. Es wird viel mit Ehrenamt betrieben. Es ist kein großes Bad, aber die Umgebung und die Hanglage mit Blickrichtung Hohe Schrecke machen es zu einem Kleinod. An dieser Stelle der Hinweis auf die neue Touristenattraktion: Hängeseilbrücke im Bärental (kürzlich besucht und mutig begangen)

Vielleicht habe ich ja bei einigen Erinnerungen geweckt, oder das Bad schmackhaft gemacht?
Für tiefgründigere Infos einfach auf der Seite bei facebook vorbeischauen: Freibad Roßleben bei facebook

btw. Die Metropolregion Mitteldeutschland hat, trotz demografischen Wandel, einiges zu bieten.

Neben Roßleben hat natürlich auch Querfurt, oder auch Nebra ein wunderschönes Freibad. Zwischen den Welten zu zappen kann auch entspannend sein.

Noch ist die Saison nicht eröffnet. Virtuell planschen, baden, schwimmen kann man aber ganzjährig.

Steinbach-Hallenberg um 1974

Jeder Betrieb, jede Institution hatte früher ein Ferienobjekt. So auch Querfurts Bürger im Kurort Steinbach-Hallenberg, zwischen Oberhof und Suhl gelegen. Ein Bungalow kommt selten allein und so war dort u.a. das Kinderkrankenhaus, die PGH Maler, die Sparkasse, die
Bauhütte (später VE Kreisbaubetrieb), der damalige VEB Getreidewirtschaft und Kraftfuttermischwerk und die LPG hatten Objekte.
Die vom Kinderkankenhaus, PGH Maler, Bauhütte lagen direkt nebeneinander. So traf man also immer bekannte Gesichter auch im Urlaub.
Klar, heute wirkt das alles minimalistisch. Aber es war immer sehr schön dort. So oben auf dem Hang, mit Fernblick.

Man konnte Bestellungen für Frischmilch und Brötchen aufgeben. Jeden Morgen fuhr ein Herr mit weißer Kittelschürze und Fahrrad das dann aus. Wurde an die Türklinke gehängt.
Versorgen musste man sich selbst. Aber es gab ja überall Konsum und HO. Die Preise fürs Essen gehen waren auch erschwinglich. Manchmal musste man allerdings dann auch mal anstehen, weil keine Plätze frei waren und wie das damals oft hieß: „Keine Leute, keine Leute!“ Eine Art Fachkräftemangel.

Familien waren auch noch kinderreicher, so dass man immer Spielgefährten fand. Und wenn man nicht rumlungerte, gings mit dem Trabi die Umgebung erkunden. Tagesausflüge nach Suhl, Oberhof, Trusetal, Märchenhöhle Walldorf und und und … Oder eben wandern. Einmal sogar bis nach Oberhof. Das war im Herbst 1989, als die Wende begann. Zurück mit dem Ikarus Stinkebus und hoch zum Bungalow laufen.

1974, ich war noch nicht dabei. Später schon. Nachfolgend zwei Dias vom Bungalow des Kinderkrankenhauses Querfurt. Später waren die Tannenbäume meterhoch und tarnten die Objekte etwas. Oder wie man hierzulande sagt. Man saß nicht mehr wie auf dem Präsentierteller.

Klar, statistisch gesehen schlief jeder zweite, oder vielleicht auch fünfte Querfurter mal im selben Bett. Man kannte es eben damals nicht anders. Reisen in den Ostblock waren möglich, aber für Familien mit Kindern sehr teuer. Dann eben nach Thüringen, Kurtaxe noch entrichten und zwei Wochen Urlaub verbringen.

Um die Jahrtausendwende wurden die letzten Objekte privatisiert. Was bleibt sind Erinnerungen an eine wunderschöne Zeit, welche so nicht wiederkommt. Es war schlicht, aber mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft als heute.

Bis dahin, zwei Zeitzeugnisse …

Steinbach Hallenberg Bungalow Kinderkrankenhaus Querfurt
Steinbach Hallenberg Bungalow Kinderkrankenhaus Querfurt

(Bild: Diascans auf ORWO Color, privat, aus Datenschutzgründen Personen verpixelt)

Ach ja, nicht dass ich son oller spießiger Heimatfreak bin. Aber der Herbert gehörte seinerzeit einfach zu diesen Urlauben dazu. Entweder nudelte es in zahlreichen urgemütlichen Gasthäusern, oder der (Frisör)Meister höchstpersönlich spielte für die Urlauber. Live natürlich.

In diesem Sinne … Achtung Ohrwurmalarm … „Wenn das der alte Schmücke Joel wüsst …“

Der alte Schmückewirt

Imagefilm Bitterfeld-Wolfen

Wie sagt man immer so schön? Wo die Liebe hinfällt.

Imagefilm der Stadt Bitterfeld-Wolfen


Ich finde den Film gelungen. Dezente Aussagen, keine übertriebenen Versprechen und auf das Wesentliche reduziert und ausgewogen.

Heimat ist nicht nur wo die Wiege stand oder wo es schön ist. Sondern auch wo man über eine längere Zeit hineinwächst.

btw. BiWo 2020 ist ein ganz anderes Level als noch vor 30 Jahren. Kommt her und überzeugt Euch selbst …