Geschichte von der Bank

Von der Klostermühle in Querfurt kommend, den Weg zum Bahndamm folgend und auf der einsamen Bank sitzend …

… schaut man auf eine Wiese, Äcker und eine Menge Grünzeug. Etwas weiter in der Ferne sieht man dieses kleine Wäldchen, in das wohl jedes Querfurter Kind mal wollte und dann nur Geäst und ein paar aufgeschreckte Tiere vorfand. Leider dann doch nicht so spektakulär wie man sich erhoffte.

Halt, sitzen geblieben. Denn die Geschichte liegt direkt vor den Füßen! Ungefähr auf der Wiese gegenüber, befand sich einstmals nicht nur das eine von zwei Klöstern, Kloster Marienzell, sondern auch das Dörfchen Eilwardsdorf. Reste vom Kloster, nicht der viel später entstandenen Mühle, findet man heute u.a. am Eingangsportal der Burgkirche bzw. in der Stadtkirche St. Lamperti. Wenn man so will, dachten die damals schon unfreiwillig an schonende und umweltfreundliche Bauweise. Einfach Ruinen abtragen und Teile davon wiederverwenden.

Vielleicht wohnst Du oder Du, oder auch Du in verbauten Überresten des ehemaligen Dorfes?

Was war aber mit dem Dorf? Fachkundige Experten kennen nur alte Verzeichnisse und Erwähnungen, aber können niemals jene Zeit zurückholen, wie genau das Dorf von der Bildfläche verschwand.
Krankheit, Pest, Kriege, Hungersnöte, Bevölkerungsschwund … letzteres kennt man sehr gut aus der Gegenwart, wenn ganze Wohnkomplexe in den neuen Bundesländern abgerissen werden und ebenfalls spurlos verschwinden.
Kriege, Plünderungen, Tod und Verderben gab es schon immer, aber warum werden ähnliche Orte aufgebaut und manche bleiben leer?

Die Fichten dürften damals nicht ganz so steil gewesen sein wie heute und sozusagen fließend mit dem Gelände übergegangen sein, da auch dort Steinbrüche vorhanden waren und das Profil prägten. Das Klima dürfte dem heutigen nahezu geglichen haben. Wer am Abend noch eine Runde durch das Quernetal schlendert und keine Jacke mit hat, weiß was ich meine. Schon die Querne allein, lässt die Umgebungstemperatur in den Keller sinken. Damals dürfte noch etwas mehr von der ursprünglichen Sumpflandschaft, siehe letzter verbliebener Rest am Stadion, vorhanden gewesen sein. Es war also in dieser „Senke von Eilwardsdorf“ relativ kühl, mit den bis heute schön anzusehenden Frühnebelfeldern. Sieht manchmal genial aus, wenn das Tal in Nebel gehüllt ist und man meint, die Burg schwebe über den Wolken.

Dieses spezielle Klima dürfte auch schon mal zu einer Insektenplage führen. Bei den damaligen schlechten hygienischen Bedingungen, müssen sich Krankheiten einfach nur schnell ausgebreitet haben. Nicht so toll wie bei zeitgenössischen Burgfesten. „Alter Falter, so geil wars auch nicht im Mittelalter!“
Wenn man davon ausgeht, dass damals auch schon intensiv Ackerbau betrieben worden ist, die Vegetation der Fichten (Rekultivierungsprodukt aus DDR Zeiten) sowieso fehlte, konnte man womöglich ähnlich der Himmelsscheibe von Nebra, wunderbar den Verlauf der Sonne beobachten und einiges mehr. Der sogenannte Siegesberg zwischen den Fichten und Leimbach, schaut geradezu aus wie der Horizontbogen auf der Himmelsscheibe. Mit einfachsten astronomischen Kenntnissen und etwas Fantasie, könnte man durchaus ein ganzes Jahr aufzeichnen. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Beide zeigen den Weg …

Was die Einwohner dieses Ortes wohl dachten, fühlten, taten? Von morgens bis abends auf den Feldern stehen und arbeiten. Nach getaner Arbeit in eine Schänke einkehren und den Tag analysieren, besprechen was morgen sein wird? Wo spielten welche Kinder welches Spiel?
Wir fuhren zu unserer Zeit Fahrrad, angelten mit Freunden, machten als es noch erlaubt war „Knäckerchen“ (Lagerfeuer), guckten im Frühjahr der Krötenwanderung zu, sahen die Regionalbahn vorbei bummeln, bauten ein Floß und gingen im Tümpel aufgrund einer Mutprobe baden …

War der Untergang von Eilwardsdorf eine belanglose und unwichtige Konsequenz, oder war es so schrecklich, dass nie etwas an die Nachwelt überliefert und im Bewusstsein der Querfurter Bürger hängen blieb?

Diese Geschichte wurde nie notiert, sondern entsteht manchmal in kurzen Augenblicken, wenn man sich einfach mal nur 5 Minuten Zeit nimmt, ruht und die Sinne schweifen lässt. Vielleicht verknüpfen sich irgendwann mal Fakten, mit Realität und Fiktion und lassen verborgene Dinge ans Tageslicht treten?

Genug sinniert, es wird dunkel und geht heimwärts. Schließlich sichtete man kürzlich mal wieder ein paar Wildschweine, als sie sich vermutlich nur mal wieder mit Mais den Bauch voll schlagen wollten.

In diesem Sinne: Ein wunderschönes herbstliches Wochenende und einen schönen Feiertag!

nach

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2 Gedanken zu „Geschichte von der Bank

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