Pivovarští koně

… und da fiel mir die Plattensammlung meines Vaters wieder ein. Da war doch eine Mini-LP mit böhmischer Blasmusik. In den frühen 80er Jahren legte ich die mal auf und fand das Lied irgendwie urkomisch. Irgendwie musste ich immer lachen. Vermutlich wegen der, von der Jugend oft als spießig beschrieben, Musik? Mein tschechisch beschränkt sich auf Guten Tag, bitte und danke. Ich habe nie ein Wort verstanden um was es ging.

So vergingen mehr als 30 Jahre, bis mir gestern diese Platte aus unerklärlichen Gründen wieder in den Sinn kam. Ein Telefonat, einen Titel buchstabiert und ich wurde auch sofort fündig.
Nicht die Version von 1980, aber dem sehr ähnlich …

BUDVARKA, Pivovarští koně

2017 haben wir natürlich ganz andere Möglichkeiten und so suchte ich sogleich nach dem Text. Hier isser: Klick

Ich bin noch am Horizonte erweitern und Strophe 1. Also habe ich es so geschrieben, wie man es ausspricht und ich gedenke es zu sprechen.

„Biwowarschti gohnje, groschoh-wahdie.
bsiwesli biwetschko, gdro cho blahdie.
Ak (c)ho blahdie, tsahrara, groschoh-wahdie, tsahrara,
to so sä wiebiejä, sä näh-strahdie.“

Je nachdem welche Version man findet, variiert es aber auch geringfügig. Weitergesucht und so kam ich auf eine moderne „Folk-Version“ aus Prager Musikkellern.

Achtung Ohrwurmcharakter!

Pivovarští koně - Rusty Circle Prague

Die Platte damals war, soweit ich mich zurück erinnere, ein Geschenk von Radio Praha. Dürfte ein Preisausschreiben gewesen sein. Mein Vater gehört noch der Generation an, die noch ohne Fernseher aufwuchsen. Man hörte viel Radio und alles und jede Sendung die man damals auf den Sender bekommen konnte.

Um was geht es da eigentlich?

Wenn man den Google Translator mit den Lyrics füttert, kann man erkennen, dass es um Brauereipferde und Bier geht. Und womöglich um die Frau des Bierkutschers, welche beim 4. Bier meckert?

Das erinnert an meinen Uropa, den ich zwar nicht mehr kannte, der aber auch Bierkutscher war. Er belieferte mit seinen Haflingern Querfurt und das Umland. Einmal so sagt es die Überlieferung, brachten sie eine Lieferung Bier nach Nemsdorf-Göhrendorf. Wie das ruhigere Leben damals so war, bekam man auch einen Labtrunk. Mein Opa half als junger Mann seinem Vater immer mal mit aus. So tranken beide einen über den Durst. Die Pferdekutsche soll sich wie von Geisterhand von selbst in Gang gesetzt haben. Als man am Querfurter Lederberg ankam, gab es einen großen Knall. Die Kutsche hing an der Einfahrt fest. Man wachte dann erst auf. Die Pferde kannten oft ihre Touren aus dem FF.

Hier ein Foto vom Uropa aus alten Tagen …

Und so schließt sich der Kreis. Mein Uropa ist seit fast 47 Jahren tot, mein Opa fast 35 Jahre und ich habe nach über 30 Jahren nun endlich mal den Sinn verstanden und einen Ohrwurm der mir gefällt.

In diesem Sinne: Děkuji Radio Praha. danke

Zwischen Nostalgie, Übung und Ernstfall

Wie es manchmal so sein kann. Gestern noch mit Korea beschäftigt und kurz danach ins Bett. Ehe manche Menschen einschlafen, denkt man noch über dieses und jenes nach und manchmal holt dich die eigene Vergangenheit wieder ein. In diesem Falle die zahlreichen Belehrungen (von Fundmunition bis Kriegsfall), einige Übungen aus Zeiten des kalten Krieges.
Die 9. und 10. Klassen hatten bekanntlich diesen Wehrunterricht als Pflichtfach. Dazu brauchte man immer auch Übungsverletzte und das waren meistens die jüngeren Schüler, als wir, ich.

Dort wurde eben auch ein Kriegsfall, eben auch Atomalarm geprobt. Gab für kleinere Übungszwecke auch solche Handsirenen, da man nicht den ganzen Ort in Panik versetzen konnte.
Unter den Bänken Deckung nehmen und so tun als sei man verletzt und man wird abtransprotiert.
In diesem Alter nimmt man es mehr als Spiel und wohl kaum als reale Bedrohung wahr.

Mindestens ein Geschwisterkind hatten einige in den betreffenden Klassen. In den Pausen tummelten die sich dann auf dem Spielplatz des Hofes, um ihr theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen. War „cool“ und dann setzte man eben auch mal so eine Gasmaske auf, während einer den Deckel zuhielt und man gefühlsmäßig zu ersticken drohte. Soweit aus der Sichtweise eines damaligen Schülers.

Natürlich kannte man aber auch die Signale der Sirenen. Einmal pro Woche gab es diesen harmlosen Probealarm in Städten und auf Dörfern. Bei Feuer die bis heute teilweise noch bekannte Signalfolge. Aber eben auch für den Ernstfall die weiteren Töne.

Siehe: Sirenensignale ab 1949

Anders als vielleicht heute an manchen Schulen, war Weltgeschehen immer irgendwie allgegenwärtig und Gesprächsstoff. Gepaart damit, hatte man immer so eine Art Grundangst, wenn überhaupt eine Sirene heulte. Man hörte genau auf die Signalfolge!

Und genau als ich mit diesem Thema abgeschlossen hatte und fast einschlief, tönten gestern einige Sirenen im Umland. Wenige Minunten später nochmal!

Und da war es wieder, dieses unbegründete, seltsame Gefühl, was man längst vergessen glaubte … Leute werdet vernünftig!

Let it snow, let it snow, let IT snow

Warum immer Schnee pünktlich zum Totensonntag?

Jedes Jahr pünktlich zum Totensonntag holte Omma ihren Pelz aus dem Schrank und die ganze Gruppe watschelte zum Friedhof. Um den Lieben einen Besuch abzustatten und auch um Herr X oder Frau Y zu treffen, um zu schnattern.
Der Pelz war in meiner Erinnerung irgendwie so ein komischer Braunton und nicht gerade modisch. Aber kurz danach, fiel fast immer der erste Schnee …

… es ist zwar sehr lange her und leider kann ich heute nicht meine Lieben besuchen. Aber diese skurille Sache gefiel mir irgendwann sehr und wurde irgendwann in mein Verhalten übernommen.

Tja und so schneit es halt ab heute mal wieder, in Gedenken an die Ahnen, auf dieser Seite … Denn nur wer vergessen wird, ist wirklich tot!

(Würd ja gern die Deko schon rausholen, aber die eine Woche wird noch eisern durchgehalten)
schaaaaade

Das Märchen vom Schatz im Silbersee

Es war einmal ein Land, welches irgendwann im 20. Jahrhundert existiert haben soll. In den 80 Jahren dieser Epoche sagt man, lebte ein kleiner Cowboy, welcher immer von großen Abenteuern träumte.
Doch war er zu klein und in vielerlei Hinsicht eingeschränkt in seinem Handeln und vor allem Denken, sodass dieser Traum nur in Form eines Spielzeugrevolvers, einer Packung Zündplättchen aus dem Spielwarengeschäft und einem alten herumliegendem Hut bestand.

Oft hörte er des Abends, wenn er zu Bett musste, von älteren Generationen alte Geschichten eines Mannes, welcher Karl May hieß. Dieser Mann soll durch Schriften Illusionen erschaffen können, welche Wahrheit enthielten, obwohl er selber nie diese Welten besucht haben soll.

Sollten es wirklich nur imaginäre Welten gewesen sein, oder steckte da mehr dahinter?

Jedes Jahr zu den Weihnachtsfeiertagen, flimmerten im sogenannten Pantoffelkino Geschichten von Helden und Anti-Helden über den Bildschirm, welche ja doch diesem Karl May sehr ähnlich waren.

Bewaffnet mit Spielzeugrevolver, Zündplättchen, Hut und geerbten, selbst gebautem, hölzernem Schaukelpferd, wurde munter den Helden aus dem Kasten nachgeeifert. Und wehe es störte jemand das 2-stündige Abenteuer …

Doch mit der Zunahme der Körpergröße, wächst in der Regel auch der Geist mit. Und so taten sich eines Tages Fragen auf, ob es den Silbersee wirklich gibt und wo genau er liegt!? Doch leider wurde man schnell enttäuscht von Mitmenchen. Diese meinten, dass es dieses Land nicht gibt und niemals geben wird und amtlich auf 108.179 km² festgelegt wurde.
Traurig und ernüchtert zog der kleine Mann von dannen, aber hatte sich doch etwas von der Hoffnung bewahrt, dass es doch irgendwo doch so einen See mit Happy End geben muss. Er war sich ganz sicher und glaubte immer weniger daran, was andere ihm erzählten.

Bis nach einer langen Zeit dieser eine spezielle Tag kam, der die Welt aus den Fugen heben sollte.

Die Welt wurde größer und war auch real zum Anfassen. Der große weite Wind der Freiheit winkte entgegen und schien nichts unmöglich sein zu lassen.
Doch schien dieses Glück nicht von langer Dauer zu sein. Menschen versammelten sich nicht mehr auf Arbeit, sondern tummelten sich lieber im Saloon vor dem Stand am Imbiss. Die künstlerische Liga erlebte eine Blüte unbekannten Ausmaßes. Wen interessierte es noch, ob ganze Häuserfassaden besprüht werden, Jugendämter hoffnungslos überfordert sind, wenn Kinder 24 h am Tag vor dem PC sitzen, schlecht ernährt sind und am Ende des Ozeans in heime verfrachtet, oder gar umgebracht werden. Wen interessiert es denn noch, ob man in der Schule gute oder schlechte Noten bekommt, da man sowieso später abgesichert ist und der Rest der Dummen noch arbeiten geht, um eine Mehrheit abzusichern? Wen interessiert es denn noch, ob Mütter im Wochentakt Väter austauschen und Väter beim Vergnügen Kinder in die Welt setzen und verschwinden? Warum noch kleine Dinge wie Bitte und Danke sagen, Mitmenschen begrüßen und mit Respekt begegnen? Ja was soll man denn auch den ganzen Tag machen, wenn man nix zu tun hat. Irgendwas aus dem Ausland, oder nicht-existentes aus dem Geschichtsbuch muss herhalten! … Weil eben nur MIR die Welt gehört …

Angst? Das ist auch meine Absicht. Denn würde man nicht den Kostenfaktor für Sicherheits – und Warmsysteme zum Vorwand nehmen, würde man mittlerweile vom Sirenengeheule wahnsinnig werden, so oft wie Feuerwehren, Rettungsdienste und technisches Hilfswerk JEDEN Tag ausrücken müssen. Warum? Armut macht kriminell! Dann bräuchte man auch keine Comedy Veranstaltungen in sächselnder Mundart, wie Kripo Live mehr.

Und so erwachte ich aus dem Traum und fand mich in einer anderen Realität wieder. Denn mir wurde in dem Moment wieder bewusst, ich habe ja meinen Schatz vom Silbersee schon längst gefunden; meine Freundin!

Ich bin glücklich, was interessieren mich Probleme anderer Menschen? … Aber manchmal gehen auch die kühnsten Träume in Erfüllung und nehmen ihren eigenen Lauf der Zeit, ohne den Bezug zur Vergangenheit zu verlieren … For A Few Dollars More – Die Wahl zwischen Karriere oder Meinungsfreiheit

Aber dennoch sollen manchmal Weihnachtsengel auf die Erde fallen, denn die Hoffnung stirbt immer zuletzt … Weihnachtsengel

Dicker Heinrich

Lange bevor es die Neuauflage in Likörform gab, bin ich mit dem Ollen aufgewachsen. Egal ob ich im Sandkasten an der Burglinde irgendwas baute, dort Laufen lernte und mich der Länge nach wohl oft hinlegte dabei, hinten an der ehemaligen Aschengrube mit den damals dort gelagerten Kanonen „imaginary number“ spielte, irgendwelchen Ausgrabungsarbeitern an der Kirche auf den Leim fiel, den rasenden DRK Autos weichen musste und mal entsetzt in ein freigelegtes Grab guckte, der Heinrich war immer präsent. Am faszinierensten wohl, wenn er in dicke Nebelschwaden gehüllt ist und man nur noch grob die Umrisse erkennt.

Nun stand ich am Samstag nach langer Zeit mal wieder vor ihm und guckte nach oben. Nun bin ich ja auch nicht mehr so ganz neu und sah oben am Zinnenkranz irgendwas wackeln.

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Hmm, wenn man nicht ohne Brille so gut gucken kann, kann es sehr interpretationswürdig werden. Rapunzel? Ob ich mal hochrufe? Hmm, das Museumspersonal hinter mir in der neuen Kasse, hätte mir dann bestimmt einen Vogel gezeigt und mir bestimmt etwas Kühles gebracht.
Ein paar Schritte weiter, sah ich aber den unteren Eingang. Das wäre wohl doch unlogisch, Besucher bis auf dem Zinnenkranz zu befördern, wenn unten die Haustür offen ist.

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Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, es war ein Bäumchen. Schon erstaunlich, wie entweder durch Windbestäubung, oder aber auch Samenkörner, welche an Vögeln haften bzw. von jenen bis sonst wohin befördert werden. Da dieser Turm nicht zugänglich ist, wird es immer wieder so kommen, dass sich früher oder später Bäume am Mauerwerk zu schaffen machen und dieses schädigen.
Man sagt, das oben auf zwischen den Zinnen und dem „Loch“ nach unten, bequem ein Kleinwagen langfahren könne.

Vielleicht erlebe ich es ja eines Tages doch noch, wenn man diesen Turm regulär besteigen kann. Im thüringischen Steinbach-Hallenberg, funktionierte es im kleinerem Umfang auch. Ich kenne die Hallenburg noch ohne Dach.

Mal einfach so visionär in den Raum werf: Der Dicke Heinrich braucht wieder eine Mütze! Wer ist dafür? Hand hoch! /meld 🙂
Der arme Kerl kann ja schließlich nicht alle 20 Jahre restauriert werden und damit ne Menge an Unkosten verursachen. Wenn jeder am Wochenende mal 1 Bier weniger trinkt und das Geld dem Ollen spendet, haben wir schon ne Tür usw.

Wenn Träume sterben, dann wirst du alt …