Gestern Abend brachte mich Mara im Chat auf eine Idee. Wir kamen spontan auf alte Zeiten. Ja gerade wir Bundesbürger, auf der rechten Seite Deutschlands der Landkarte, haben diese und jene Geschichte zu erzählen.
Ja auch wir hatten eine Art MTV, wenn auch kleiner und anders als heute. Ich weiß noch wie wir immer bei der Sendung Bong länger aufbleiben durften. Oder wenn es mal nicht der Fall war, ich mich heimlich unter dem Wohnzimmertisch versteckte und trotzdem mitguckte. Ok, als es mal aufflog, musste man sich schon was anderes einfallen lassen. Aber meist klappte es per Überredungskunst und kleinen unschuldigen Äuglein rollern. Prinzipiell war es aber nicht oft von Nöten, da wir als Kinder mehr Freiheiten hatten, als manch andere Kinder. Vielleicht auch mehr Freiheiten als manche heute. Dafür bin ich meinen Eltern auch sehr dankbar! Solange man nicht Grenzen überschritt, andere schädigte, war es immer ok, ohne dass sich eingemischt wurde. Der Klick im Kopf der Vernunft musste immer von einem selbst kommen. Nur dann kapiert man etwas.
Gerade durch die Tolerenz meiner Eltern, lernte ich eine Menge Buntes im Leben. So war das auch beim Musikgeschmack. Wenn deine Eltern total auf Schnulzen stehen und du als 6-jähriger schon dem Rock’n Roll erlegen bist, es aber kein Problem ist, ist das sehr viel wert. So lernt man die verschiedenen Facetten kennen und sucht sich selber ganz unbefangen Seins raus was man mag.
Gerade die Hitparade „Bong“ ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Moderiert wurde sie von Jürgen Karney. Was fieberten wir immer mit, wenn es um die Wiederwahl und den silbernen Bong ging. Heute schwer nachvollziehbar und belächelt, aber so war das damals eben. Dort trat ja die ganze Musikelite des Ostens auf.
Dank YouTube bin ich auf ein paar Rariäten aufmerksam geworden und suche sie mal mühevoll zusammen.
Der Kick zum Rock und der Punkt in meiner frühen Kindheit, der mich bis heute prägte und beeinflusste, war die Rockerrente von den Puhdys. Aus Platzmangel, konnte ich leider nie ein Schlagzeug bekommen. Ich lernte damals nur normale Trommel in einem Fanfarenzug. Es hinderte mich aber niemand daran, mir ein Schlagzeug nachzubauen und heimlich vor dem Fernsehr mitzutrommeln. Wie oft hatte ich den Klaus imitiert? Weiß ich schon gar nicht mehr. Irgendwann konnte ich jede Gestik und Mimik nachahmen. Gewisse Züge habe ich übernommen und ertappe mich immer wieder dabei, wie ich mich davon unbewußt inspirieren lasse.
Es gab aber noch viel mehr Songs. Hier mal eine kleine Auswahl, was ich und viele andere damals noch so hörten.
City – Am Fenster (Hab ich damals auch Live erlebt)
Electra – Nie Zuvor (das nudelte JEDEN Morgen im Radio wenn ich zur Schule musste)
Karat – Über 7 Brücken (Das Original !!!)
Karat – Der blaue Planet
Perl – Zeit die nie vergeht (für den Song hab ich bei Bong immer gestimmt)
Karussell – Als ich fortging (nette Version von Dirk Michaelis und Mathias Reim)
Rockhaus – Ich liebe Dich (hab ich auch schon Live gesehen)
Keimzeit – Maggie (… die Erde ist rund und die Glückswürfel sind eckig…)
Puhdys – Türen öffnen sich zur Stadt (Kult!!!)
Wir – Und sie dreht sich doch
Berluc – No Bomb
Das war noch lange nicht alles. Ich müsste meine uralten angestaubten LP’s rausholen und könnte hier Stunden so weitermachen. Zu erwähnen wären auch die „Lizenzplatten“ aus dem westlichem Ausland. 😆 Da wurde es dann schon internationaler. (z.B. Jenifer Rush)
Wir hörten natürlich auch die restlichen anderen Lieder der auch heute noch üblichen Charts. Halt aber auch unseren eigenen Kram. Ich trauere dieser Zeit heute nicht nach, obwohl es in der kleinen Welt, der kleinen engen Welt auch schön war. Das Kapitel ist abgeschlossen und kommt nicht mehr. So soll es auch sein. Was bleibt sind schöne Erinnerungen.
In der familiären Welt, in der ich lebte, war ich glücklich und zufrieden. Man kann eben immer auch aus begrenzten Dingen, Gutes rausholen und zufrieden sein. Gerade durch die enge eines Landes lernte man, wirklich kreativ zu sein. Diese Eigenschaft schwindet heutzutage immer mehr und wird vom Einheitsbrei erschlagen. Diese Prägung behält man ein Leben lang.
/me klappt das Buch zu und widmet sich wieder der Gegenwart und der Zukunft.
So bis dahin …
2 Gedanken zu „Die Welt in der Welt“