Frei nach der Sendereihe des Mitteldeutschen Rundfunks, sind auf einem Schlag zwei schillernde und prägende Persönlichkeiten von uns gegangen. Nach einem langen und erfüllten Leben verließen uns Rolf Hoppe und Morten Grunwald.
Rolf Hoppe
Ich war 12 Jahre alt, als mein Kumpel und ich, wie immer damals, mit dem Drahtesel quer durch Querfurt fuhren. Also abhängen, oder wie man heute sagt, chillen.
Und so kamen wir an der Burg vorbei. Da waren seltsame Bauten am Burgparkplatz und am Westtor. Es wurde ein Film gedreht. Einer der letzten DEFA-Filme überhaupt. Der Märchenfilm „Das Licht der Liebe“.
Anders als heute oft, wurde das Drehgelände nicht hermetisch abgeriegelt. Man konnte also zuschauen. Und so war ich bei den Außendrehs am Westtor und dem Parkplatz dabei. Das waren nur wenige Sekunden Einstellungen. Einmal mussten die Nonnen den Wachmann umschubbsen und einmal liefen für Trickaufnahmen zwei Wachposten kurz auf und ab. Gearbeitet wurde mit Modellen und entsprechenden Überblendungen.
Auf Kurz vorm Bauernmuseum trafen wir dann auf Rolf Hoppe. Er brabbelte seinen Text vor sich hin und übte. An beiden oben genannten Orten musste er nicht dabei sein.
Natürlich kannte mein Kumpel und ich ihn aus zahlreichen Filmen. Und artig erzogen wie wir waren, sagten wir: „Guten Tag Her Hoppe!“
Daraufhin gab er uns die Hand uns sagte: „Na Jungs, stromert ihr rum?“
Wir hielten etwas Smalltalk. Ob er sich schon die Burg ansah etc.
Zu Hause wollte uns das keiner glauben. Es stand ja auch nichts in der Zeitung. Also wusste man es auch nicht. Typisch Kleinstadt eben. Was nicht in der Zeitung steht, ist nie passiert.
Hier sieht man einige Szenenfotos vom Dreh (Minute 3:29) …
Für mich war er nie immer nur der Schwiegervater von Aschenbrödel. Viel mehr Mephisto, ein kaltblütiger Nazi, Westernheld, Alltagsdarsteller, August der Starke und viele, viele andere Rollen.
Als „Sachsens Galnz und Preußens Gloria“ gedreht wurde, waren wir im Elbsandsteingebirge gerade im Urlaub. Es wurde neben der Festung Königstein, auch auf der Burg Stolpen gedreht. Letztere sah man immer vom Fenster unserer Unterkunft aus. An manchen Tagen war die Burg wegen Dreharbeiten kurzzeitig gesperrt. Kann mich noch erinnern, als man einige Darsteller mit dem Bus zum Stolpener Marktplatz fuhr. In der Gaststätte an der Ecke, der Name ist mir entfallen, aßen wir damals oft zu Mittag. Gabs läggor Spaghettis.
Mit dieser Art lernte ich ihn persönlich kennen und behalte ihn so in meiner Erinnerung. Sehr sympathischer Zeitgenosse. Nicht so ein abgehobener Exot, der nur auf der Leinwand glänzte.
Mögen Sie in Frieden ruhen Herr Hoppe. *verneig*
Morten Grunwald
Wer kannte sie nicht im Osten. Die Olsenbande. Wer die langweiligen Orgien von Marx & Engels nicht wollte, verstand so auf Umwegen den Kapitalismus. Auf besondere Art und Weise, ohne aber direkte Gesellschaftskritik zu üben. Aus einem Film wurden schlussendlich 14. War der erste Film noch ein Experimentierfeld, so setzten sich gewisse Dinge fest in den Handlungen durch.
Egon wird aus dem Knast entlassen. Landet wieder drin, bringt dann aber einen Plan mit. Während er draußen mit dänischen Fähnchen begrüßt wird. Am Ende geht natürlich wieder alles schief.
14? Ist das nicht langweilig? Eben nicht. Manchmal ist es eben die Europäische Union, damals noch EG und dann wiederum die dänische Staatsbahn, die Millionen verspricht.
Die DDR hatte eine eigene Synchronfassung, welche maßgeblich am Erfolg der Reihe beitrug. So wurden eben Übersetzungen in der Synchronfassungen an die deutsche Mentalität angepasst. Vom frei erfundenen Mächtig Gewaltig Egon, bis zu weiteren Begriffen und natürlich auch Schimpfwörtern. Viele sind heute längst in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen.
1982, es war das Jahr, als mein Opa starb. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann die Sendung lief. Ich weiß nur, dass die Republik damals Bauklötzer staunte. Da kamen doch tatsächlich die Darsteller der Olsenbande in die Sendung des Fernsehens der DDR. Und dazu noch die Synchronsprecher. Nicht dass wir nie Gäste aus anderen Ländern hatten. Aber es war doch oft so, dass Künstler erst zu uns durften, wenn sie schon gar nicht mehr so erfolgreich waren. Bei der Olsenbande wars nicht so. Das war was. Höre heute noch meine Mitmenschen sagen: „Ehhhhhh, die sinns wörglich!“
Morten Grunwald, als Darsteller des Benny war der letzte der Gang der noch lebte. Kürzlich gab er in einem Interview noch bekannt, dass er unter Lungenkrebs leide und auf Chemos verzichte. Er hätte ein langes und erfülltes Leben gehabt und wollte vermutlich nicht mit Pharmazeutika vollgepumpt, unter Schmerzen, nur noch ein paar Wochen länger leben, oder sagen wir mal siechen. Man weiß heute eben auch, dass in bestimmten Stadien der Krankheit, eine Chemo mehr Leid verursacht, als keine.
Respekt für diese Entscheidung und der Umgang damit. Eben auch noch ein Mensch mit Charakter. Viele werden ihn, gerade auch auf den bis heute stattfindenden Fantreffen vermissen.
Ich habe die Bande auf DVD und kann da auch heute noch lachen.
Die Trauer sollte den Dingen weichen, die uns prägten und die bleiben.
Und so schließe ich mit einem spontan gefundenen Liveact aus Leipzig. In Mitteldeutschland ist die Olsenbande in den Köpfen genauso zu Hause, wie in Dänemark.
Skide godt!
Zum Abschluss wundervolle Worte mit dem leider auch schon verstorbenen Schauspieler Hans Teuscher.