Eigentlich bin ich kein Freund von Nachrufen und im Dauerloop oft geheuchelten Bekundungen. Aaaaber, dieser Moment gestern hat mich doch tief getroffen. Endlich auf die Couch niedersinken, das Handy checken. Dann piepst es wie gewöhnlich wenn es neue Nachrichten jeglicher Art gibt. Doch es war dieses kleine Fenster der Newsmeldungen. Dolores O’Riordan gestorben. Was? Die hatte doch nichts und wollte mal wieder so richtig durchstarten. Schock!
Das war es aber nicht. Es waren die wilden 90er im Osten. Geprägt von Anarchie, Rechtsradikalismus, Tod, Orientierungslosgkeit, Alkohol und Spaß ohne Sinn. So war unsere Jugendzeit damals gestrickt. The Cranberries war keine Weibermucke wie man oft so was abtat. Man schwebte damals zwischen Rock, Hardock und finsteren Metal. Zombie war immer eine Art Kompromiss den jeder verstand und mochte. Und wer kein Englisch verstand mochte das Lied trotzdem. Es drückte genau das aus was es sollte. Alles war echt und nicht künstlich zusammengestellt wie heute. Man lebte die Musik und teilte sie. Wie es sein sollte.
Es gab damals dutzende Newcomerbands im Ort und drumherum. Jede Band hatte Zombie im Repertoire. Mal gut, mal schlecht interpretiert. Aber die Stimme konnte niemand erreichen. Oder wer wie ich mit Freunden zusammen zur Gitarre griff, erlernen, das Spiel verbessern wollte, spielte The Cranberries.
Rückblickend: Die 90er Jahre prägten Kurt Cobain und Dolores O’Riordan.
Ich schäme mich nicht meiner Traurigkeit, denn das alles ist auch ein Teil von mir, uns. Wir „Ossis“ sind auch eine Art „Iren“. Danke für deine tolle Musik Dolores. Der eine helle Stern da oben leuchtet dir nun den Weg. Was bleibt sind Momentaufnahmen für die Ewigkeit.
Den Angehörigen mein herzliches Beileid und Kraft für die kommende schwere Zeit. Echte Musiker erkennt man auch daran, wenn Familie Vorrang hat vor Karriere.