Halliforest im Selbstgespräch

Um wilden Gerüchten, Märchen, Mythen, Legenden, Unwahrheiten und möglichen Berichten im Stile der Klatschpresse entgegenzuwirken, ein Interview aus erster Hand von mir, mit mir und über mich. 🙂

Schön dass du dir Zeit für mich genommen hast, um mich ein paar Fragen zu beantworten.

Ich danke mich auch und hoffe es dauert nicht zulange, da ich ne Menge Schlaf nachholen muss.

Was bedeutet Halliforest und wie bist du dazu gekommen?

Halliforest ist der Alternativname zu Hollywood. Wo es einen Wood gibt, gibt es auch einen Forest. Für Holly fand ich keine englische Alternative und setzte Hallo ein, was aber doof klingt und dann wurde es eben Halli, was durchaus auch als HalliGalli brauchbar wäre. Im Grunde genommen das Gegenteil von planbaren Hollywoodstreifen. Spontane Dinge aus dem Leben gegriffen, wie sie halt jeden Tag passieren können oder du an sie denkst.
Wie genau ich dazu gekommen bin, kann ich so nicht sagen. Lass es mich so sagen, ich bin von Natur aus ein neugieriger Mensch und immer offen für neue Dinge. Als Kleinkind fand ich Daddys Heiligtum, sein Tonbandgerät, toll und konnte es mir nicht nehmen lassen, wertvolle Tondokumente mit meinen nachgeplapperten Sketchen von alten Schallplatten, später auch Eigenen Sketchen, damit zu überspielen. Man war der sauer und die Hand rutschte auch mal aus. *lacht*
Später kamen die ersten Webcams auf den Markt, welche ich einfach haben musste. Zugegeben hatte ich anfangs Probleme, mir überhaupt vor der Cam rumhampeln zu sehen und sich selbst zu hören. Aber wir Menschen sind Gewohnheitstiere und gewöhnen uns an alles!

Was waren das für Videos und waren die auch schon öffentlich?

Hmm, das waren glaube ich damals nur Coverstücke. Bissel auf der Gitarre zu Midis geklimpert, Freunden gezeigt und wenige ins Netz gestellt. *denktnach* Soviel konnte man damals gar nicht uploaden, da es noch kein echtes Breitbandinternet gab und man noch auf Surfzeiten gucken musste.

Wo konnte man die Videos bestaunen?

Damals wohl eine der Pionierseiten für Webcamübertragungen und eine Art Vorläufer von YouTube. Die Seite hieß Spotlife und ging später wohl pleite wenn ich mich recht erinnere.

Haben solche Portale nicht einen zweifelhaften Ruf und sind moralisch bedenklich?

Das sagt man heute. Damals war es eben was komplett Neues, selber das Fernsehen zu sein und so mit anderen zu kommunizieren. Sicherlich probiert man sich erstmal mit den neuen Medien aus und lernt irgendwann alle Seiten kennen. Sowas ist wichtig, um seine eigene Urteilskraft zu fördern.
Es hatte aber vor allem gute Seiten, da vieles was heute als Neu bezeichnet wird, damals schon gab. Ob nun nur Bilder hochzuladen, eigene Videos, sogar Live Streams konnte man zeitnah bestaunen. Die ganzen Live Bands aus Wohnzimmern zu bestaunen, war schon prägend und hatte schon auch eine Vorbildfunktion.

Die da wäre?

Einfach mit anderen Menschen seine Art zu kommunizieren teilen. Es ist manchmal völlig egal, ob jeder Ton stimmt, ob jeder Satz gut formuliert ist. Eine gewisse Ehrlichkeit zu zeigen, wie man eben so ist, ist mutig und kostet auch eine Menge an Selbstüberwindung. Ich habe einen alten auf einem Banjo klimpern sehen, während Oma dazu wie eine Lärche trällerte und absolut non-konform keinen Tonleitern folgte. Ich habe eine Horde besoffener Frauen gesehen, die pausenlos eine Stunde redeten und eine Menge Zuhörer um sich scharrten. Oder eben auch eine simple Punkband aus Großbritannien, die über Probe aus dem heimischen Wohnzimmer übertrugen. Eigentlich alle schrägen und normalen Dinge des Alltages!

Ist das nicht auch irgendwo zuviel Privatsphäre, die nicht immer jeden was angehen dürfte?

Sicherlich könnte man es manchmal meinen. Aber seien wir mal ehrlich. Wer kann man schon deinen ganzen Tagesablauf verfolgen, möchte das auch? Für den Moment klingt es vielleicht nach Big Brother, aber am Ende zeigt sich niemand den ganzen Tag und nie alles. Ich kenne niemanden der den ganzen Tag Späße macht, keinen aus meinem Umfeld der 24 h am Tag betrunken ist und schon gar nicht die ganze Woche usw. Das Zerrbild was durch optische Täuschung und mangelndes Denkvermögen entsteht, ist leider eines der negativen Begleiterscheinungen.

Du scheinst dich auszukennen. Bist du davon betroffen und wenn ja, wie äußerst sich das?

Das kann man so allgemein gar nicht sagen. Man kennt es vor allem aus dem regulärem Fernsehen. Dir wird ein Gebäude gezeigt, was im Film monströs erscheint und wenn du es selber siehst, ist es kleiner als man dachte. Vieles sieht durch einen Blickwinkel anders aus, als es in Wahrheit ist. Es kommt durchaus vor das man denkt, ich filme mich in einem Palast. Dabei wäre gerade hier drin, sicherlich kein Platz für einen Familiengeburtstag. Vieles ist dir im Moment gar nicht bewusst, welche Eigendynamik etwas entwickeln kann. Du zeigst halt immer die Dinge, die für den Moment relevant sind. Oder glaubst du, dass die Luft nach 20 Kippen noch rein ist?

Stimmt! Kommen wir nun zu den Anfängen von Halliforest. Du sagtest du hast früher schon Videos gemacht. Warum hast du solange pausiert und warum kamen am Anfang nur kleckerweise Videos und später teils am laufenden Band?

Die Zeiten ändern sich. Ich war noch nie der Typ dafür, der das ganze Leben nach den gleichen Mustern lebt. Ich war anderweitig eingebunden, hatte dafür keine Zeit und dachte da auch gar nicht mehr daran. Als dies dann wiederum langweilig wurde, dachte ich wohl wieder an die alte Zeit und brachte es mit Aktualität in Verbindung. Man löste sich los und fand wieder Gefallen daran.

Welche Rolle spielt bei dir das Feedback wie Lob und Kritik?

Grundlegend ist beides unwichtig und kann so nicht gesagt werden. Nahezu alle Videos sind spontan entstanden und haben sicherlich hier und da ihre Macken. Aber eben genau das ist so gewollt. Dir fällt etwas ein, etwas passt in einem Moment zu einer Sache, du findest es passend und knallst es hoch. Manche Dinge werden dir erst Wochen oder sogar Monate später bewusst. Aber es sind eben Zeitdokumente, die dich immer wieder an deine Lebensabschnitte erinnern. Menschen neigen dazu zu vergessen und machen manchmal Fehler nochmal. Und sind heute Videos für mich selbst bescheuert, so weiß ich am Ende, so will ich nicht nochmal leben.
Lob, nun ja, es freut mich irgendwo schon. Aber ich kann nicht sehr gut mit Lob umgehen und mache es auch nicht dafür. Kritik muss man immer vertragen wenn man etwas anstellt. Solange sie konstruktiv ist und nicht in Beleidigungen ausartet, habe ich kein Problem damit.

Wie bereitest du dich auf Videos vor? Hast du überhaupt einen Plan was du machst oder machen willst? Wie muss man sich das vorstellen?

Das ist unterschiedlich. Grundlegend muss ich sagen, ich habe keine Vorlagen und mache dies so wie es kommt. Ich beobachte meine Umwelt genau und fange ihre Eigenarten ein, welche dann durchaus vorkommen können. Ich lese sehr viel im Web und stoße immer mal auf Kuriositäten, albere spontan mit Freunden rum und verwende dies, oder habe eben zu den unmöglichsten Zeiten, an de unmöglichsten Orten eine Idee. Ich habe festgestellt, dass die Dusche ein unheimlich kreativer Ort sein kann. *hahaha*
Ich spinne den Rahmen weiter, oder verwerfe ihn wieder. Es kommt nicht selten vor, das ältere Ideen nicht verwirklicht werden und am Ende was ganz anderes rauskommt.
Schon geht die Cam an und ich brabble los. Nicht immer klappt es beim ersten Versuch, da man natürlich selber lachen muss, wie man gerade aussieht oder was man wie erzählt. Manchmal verliert man ganz den Faden und fängt nochmal an. Im Schnitt sind es maximal 3 Versuche, bis es so genommen wird wie es ist. Formulierungen, mögliche Pointen, bestimmte Aussagen fallen mir erst ein, wenn die Cam schon läuft. Anschließend fallen mir oft noch Dinge auf, wenn ich etwas nachbearbeite. Oftmals passen gewisse Musikstücke oder Special Effects erst danach ins Bild. Ab einem gewissen Grad wird nicht mehr rumgedoktort, sondern so wie es im Moment für einen gut ist hochgeladen.

Manche Videos wirken etwas langweilig und ergeben am Ende nicht immer einen Sinn. Warum weisen aber gerade auch solche Videos hohe Klickzahlen auf und ab wann ist ein Video für dich erfolgreich?

Hmm, das hatte ich bereits erwähnt, dass man es so nicht sagen kann. Grundlegend sage ich aber, wenn ein Video innerhalb einer Woche 100 Klicks hat, ist es auf seien Art angekommen.
Humor ist wie alles im Leben unterschiedlich und Ansichtssache. Du kannst nie voraussetzen, dass dich jeder versteht. Das ist weder meine Absicht, noch der Sinn des Ganzen.
Lass es mich so erklären. Der Kern dieser Art von Humor ist eng mit meinen ältesten Freunden verbunden. 30 Jahre Freundschaft ist eine lange Zeit und man hat eine Menge zusammen erlebt. Ein Kumpel von den beiden hatte eine Art Tagebuch, wo er alles reinschrieb, wenn ihn jemand ärgerte. Wir waren so 12 oder 13 Jahre, als wir beim Zimmer aufräumen halfen und das Heft fanden und lasen. Es war ungemein erheiternd für uns, wenn man eben las, das Mutti einen heute verhauen hat, weil man seinen Pflichten im Haushalt nicht nachkam. Da wir alle 3 aus dem gleichen Holz sind, konnte ich mir es nicht nehmen lassen und schrieb heimlich meinen fiktiven Lebenslauf ins Buch. Der klang dann in etwa so: „Ich wurde als 8. und dümmstes Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Mit 5 Jahren trank ich mein erstes Bier und fing an zu rauchen …“ Das war so fies und bescheuert, dass es am Ende wieder lustig schien und alle lachten. Oder eben beim Sonntagskaffee nimmt ein anderer Kumpel einfach die Weichspülerflasche und versucht die Gebrauchsanleitung vorzusingen, während mir dann noch 2 Akkorde dazu einfielen. Das klang dermaßen bescheuert, das wir auch da Tränen lachten. Oder man fand eben zu meinem 16. Geburtstag mein altes Puppentheater samt Figuren und machte sich über mich lustig und führte mir ein Theaterstrück vor. Das war genauso bescheuert, aber trotzdem witzig. Oder meinem Kumpel fiel in der Sturm – und Drangzeit im Suff sein Lieblingsessen nicht mehr ein. Frage: „Wie sieht es denn aus? Beschreib es doch mal! … Na wie der Mond! … Hä? … halbe Stunde später: Hefeklöße esse ich gern! … Ja genau die meinte ich vorhin!“
Oder eben im Herbst 2007, als ein YouTube Video stotterte, kam man auf die Idee des Videos „An der Bockwurschtbude“.
Das sind eben alles Ideen, die im Moment lustig und nicht immer für jeden nachvollziehbar sind.

Du erwähntest „sich über andere lustig“ machen. Einige deiner Videos beinhalten Anspielungen über bekannte Personen, könnte man meinen du machst dich über Menschen mit niedrigem Bildungsgrad lustig und thematisierst oft das Thema Liebe und deren Begleiterscheinungen. Ist das nicht gemein und schon arrogant?

Für einige scheint es wohl schwer nachvollziehbar zu sein, aber generell mache ich mich über niemanden lustig und beziehe es auch nicht speziell auf einzelne Menschen, Ausnahme das „Anti Kommerz“ Video.
Grundsätzlich sauge ich meine Umgebung auf, verarbeite es auf meine Art weiter und bringe es auch mit mir selbst und meinen Eigenarten in Verbindung. Ich habe eine sehr sarkastische, aber auch selbstironische Ader, wie man vorhin schon raushören konnte. Wenn ich u.a. das Thema Hauptschule erwähne, so ist das keine Degradierung von Menschen dieses Bildungsweges. Ich liebe schräge und grenzwertige Dramatisierungen. Zum einen könnte ich das so gar nicht ernst meinen, da sehr gute Freunde von mir auch nur diesen Weg gingen und irgendwann später etwas handfestes aus ihrem Leben machten. Zum anderen ist es eben auch dramatisierte Selbstironie. Ich selbst hatte einstmals das Abi abgebrochen und mich selbst zum Realschüler degradiert. Für manche ein Schock und vor allem Unverständnis, dass sowas überhaupt möglich war. Natürlich nagte es am Selbstbewusstsein, aber es sind Fehler, welche man so nicht wieder gut machen kann und man es durch Humor verarbeitet und versucht, irgendwann das Beste daraus zu machen. Zeugnisse sind nicht alles im Leben. Man muss nur immer das Beste aus einer Situation machen und sich nie aufgeben. Ich mache Videos für Menschen und nicht gegen Menschen. Aber das hatte ich kürzlich schon erwähnt.
Liebe? Ja dieses Thema ist sehr vielschichtig und nicht wirklich immer auf mich bezogen. Es gibt doch nichts Schöneres, als beim Einkauf im Supermarkt die Menschen zu beobachten.
Spontan fällt mir die Sache mit dem älteren Ehepaar ein. beide wohl um die 80, etwas schwerhörig und nicht mehr so gut zu Fuß und sich schon am Einkaufswagen geklammert. Oma guckte gerade nicht hin und Opa packte schnell einen Flachmann in den Korb. Oma hat es aber gesehen und machte dann an der Kasse Opa zur Schnecke. Das war etwas lauter und Opa musste den Flachmann wieder ins Regal bringen und ging vor sich hin brummelnd, mit Tippelschritten zum Regal. Die Leute an der Kasse guckten sich alle an und verkniffen sich das Lachen. Ich auch und dachte mir, Liebe kann so schön sein!
Solche Erlebnisse kommen dann eben früher oder später auch vor, in meiner Version.

Hast du Vorbilder, orientierst du dich an denen?

Sicherlich habe ich auch Vorbilder. Ich kann die alle gar nicht aufzählen. Von Heinz Erhardt, Peter Frankenfeld, Rudi Carrell, Herricht & Preil, Helge Schneider, Conedy Factory, Charlie Chaplin, Uwe Steimle, Die Herkuleskeule und generell Kabarett … aktuell brenne ich für Switch Reloaded. Die Typen sind einfach nur kongenial und ziehen sehr detailgetreu die Macken der Stars und der Medienlandschaft durch den Kakao. Wenn ich nur an Schuldnerberater Peter Zwegat und den Schulden im Puff oder eben den 15 Mill. Schulden wegen dem Kauf von Premiere denke, muss ich gleich wieder vor lachen losheulen. *kichertsicheinenab* Diese Art von Humor, mit den ganzen Übertreibungen ist genau meine Wellenlänge. *lachtimmernoch*
Sorry, ach ja. Ich schaue nie ab und kann es auch gar nicht. Humor ist irgendwo immer gleich, egal welcher Künstler es ist. Man kann aber gewisse Lokalkomik nicht auf andere übertragen. Jede Region lacht über bestimmte anders und manche gar nicht. Das ist eben einfach so!

Welche Art von Komik liegt dir mehr? Welche Komik ist am beliebtesten und warum legst du dich nicht fest? Fühlst du dich als Künstler?

So viele Fragen auf einmal! Am einfachsten ist natürlich immer die Komik aus der Umgebung und deren spezielle Dialekte und damit verbundenen Macken. Bestes Beispiel wäre wohl die fiktive Ingeborch aus Querfurt. Das ist das übliche standartdeutsch in Querfurt, in seinen grausamsten Auswüchsen. Geh auf ein Volksfest in Querfurt und lausche an einem Bierstand den Leuten zu. Banale Dinge von gestern werden aufgebläht und als Neuheit erfunden. Unsere Stadt ist eben der Mittelpunkt der Welt und man gibt sich so. Wenn man dies nachahmt, spricht es eben die Leute an, weil sie einiges darin wieder erkennen. Für viele die ihre Heimat wegen der Jobusche verließen, ist es eben auch ein Stück der eigenen Identität.
Die Welt ist aber größer als Querfurt und ich bin kein Abklatsch von Elsterglanz, weswegen ich mich selbst bremse und kaum Videos mit unserem Dialekt mache. In Deutschland gibt es genug andere Eigenarten in anderen Dialekten oder Gegenden. Die Komik auf internationale Ebene ist schier unergründlich. Slawische Völker haben aus unserer Sicht einen sehr trockenen Humor. So trocken, dass man den Sinn nicht versteht, aber deswegen halt lachen muss. Während die Amis wieder teils arg krass veranlagt sind und auf die verrücktesten Ideen kommen. Ich denke da nur an meinen größten Fan aus New York, der mittels Sprachtool und MS Computerstimme fiktive Pornofilme simuliert. Es mag unter der Gürtellinie sein, aber am Ende ist es schon irgendwo originell. Das klingt nicht nur schräg, sondern die Handlung ist genauso veranlagt und schon beim Gedanken daran, lustig.
Als Künstler fühle ich mich auf keinen Fall. Ich habe zuviel Respekt vor Menschen, die ihr Handwerk richtig gelernt haben und beherrschen. Ich habe eher Spaß daran, meinen gelebten Humor mit anderen zu teilen.

Was sagt eigentlich dein näheres Umfeld dazu und wie reagieren sie? Wissen die überhaupt was du machst?

Hahaha! Ich liebe diese Frage, das sie mir zu oft gestellt wird. Grundsätzlich ist alles was ich tue, meine eigene Welt und mir auch völlig egal was passiert. Mir redet niemand rein, was ich sowieso nicht zulassen würde. Der Großteil der Videos ist natürlich bekannt. Der beste Indikator wie es ankommt, sind bei Gelegenheit, neben engsten Freunden, auch meine Eltern. Das läuft dann meist so ab. Erst wird geguckt, gegrübelt, einen Vogel gezeigt, am Ende aber trotzdem gelacht. Man kennt sich halt, weiß wie man etwas meint und wie man es nehmen muss.

Bist du immer ein eher lustiger Mensch, oder ist das auch nur ein Zerrbild?

Hmm, eher ein Zerrbild! Ich glaube ich müsste mir dann auch ernsthaft Gedanken machen, wenn ich morgens als Ulknudel aufstehe und am Abend so zu Bett gehe. Es kommt auf die Situation an. Wenn ich mich eingeengt fühle, bin ich durchaus sehr impulsiv und sehr spitzzungig. Wenn es maßlos übertrieben wird, kann es durchaus mal laut zugehen und meine ernste Seite durchdringen, was aber vermältnismäßig selten vorkommt. Ich bin aber sonst eher harmoniesüchtig, mag keinen übermäßigen Lärm, bin sehr nachdenklich und brauche auch mal einsame Stunden für mich alleine. Ich genieße es manchmal regelrecht alleine in einen Wald zu gehen, mir eine abgelegene Bank zu suchen und mal eine Stunde lang die Stille zu genießen und Löcher in die Landschaft zu starren. Entspannung pur in unserer heutigen schnellebigen und streßgeplagten Zeit.
Am Ende lebe ich immer zwischen 2 Extremen. Humor hilft mir dabei einen Ausgleich zu finden.

Bist du dominant oder devor?

Ganz klar dominant!

Warum?

So genau kann man das nicht sagen. Aber ich glaube im Rahmen von bestimmten Selbstfindungsprozessen, welche dein ganzes Leben andauern, ist wohl immer deine Kindheit und Jugend das Prägenste. Bei mir war es halt so, dass ich zeitig lernte, Funktionen zu übernehmen. Es wurde nicht wirklich gefragt ob man es will, sondern musste es machen, weil es dazu gehörte. So war ich von Anbeginn im schulischen Gruppenrat und war eben dafür zuständig, die Wandzeitung der Klasse mit aktuellen Themen zu gestalten und später dann eben die vorgegebene Politik in der Klasse zu verbreiten. Bei wöchentlichen Sitzungen wurde einem eingetrichtert was man für eine Meinung zu haben hat und hatte dann die Pflicht, dies in der Klasse durchzubringen. Man war also von Natur aus eine Art interne Autorität, die immer Recht hatte und der man folgen musste.

Das klingt sehr diktatorisch! Wie siehst du das heute? Bist du noch politisch und wenn ja, welche Richtung vertrittst du?

Es fällt mir schwer, 20 Jahre zurückdenken zu müssen. Ich war Kind, kannte nur diese eine Welt, war stolz darauf was ich tat und 100 % überzeugt und glaubte alles was erzählt wurde. Als das System zusammen brach, brach für den Moment auch eine Welt für dich zusammen. Im Laufe vieler Jahre kam Licht ins Dunkel und Machenschaften wurden aufgedeckt. Man erfuhr von Mauertoden und eben auch Hinrichtungen, welche bis in die 80 Jahre vollzogen wurden und interne Strukturen betrafen. Die Menschen, die bisher dein optimale Leben predigten, wollten nichts mehr davon hören und änderten plötzlich ihre Meinung ins Gegenteil. Repressalien waren an der Tagesordnung. So war es eben möglich, dass man eine Stunde im Unterricht stehen musste, weil man angeblich eine dreckige Hose hat und sich wohl nicht wäscht. Dabei war es eben nur eine neumodische ausgewaschene Jeanshose und gewisse Wut wurde in Schulen an Schülern ausgelassen, deren Vergangenheit nun verteufelt wurde, obwohl keiner was dafür konnte. Es waren eben genau diese Menschen, die dich vorher prägten. Es war eine schmerzliche Erkenntnis, wie man Kinder und Menschen mißbrauchte, nur weil man karrieregeil war. Dieser Punkt prägte mich sehr und auch bis heute.
Diese große Enttäuschung und Lebenslüge ließ vorerst meinen Glauben verlieren. Wenige Jahre später wurde ein Bekannter grundlos von Neonazis erschlagen. Er war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Täter wurden freigesprochen, was für viele sehr schockierend war. Nun wurden schon eigene Landsleute ermordet und scheinbar konnte jeder machen was er wollte. Ich hatte einfach die Nase voll von Politik, egal welche Richtung und lebte von nun an jeden Tag, als ob es mein Letzter wäre.
Die Zeiten beruhigten sich wieder und spätestens seit der Finanzkrise wurden meine politischen Ansichten wieder zum Leben erweckt. Man wird eben älter und es kann dir nicht immer alles egal sein, was gemacht wird. Mir geht es am Ende nur darum, dass wir auch in Zukunft in Frieden leben, wir wieder mehr untereinander reden können und unsere Nachfahren es auch noch gut haben sollen. Wir brauchen wieder mehr Respekt vor Leistungen und sollten auch auf eine gewisse Art dankbarer sein, dass wir heute nicht Angst haben müssen, wegen anderern Meinungen eingesperrt oder notfalls abgeballert zu werden. Wenn ich den Moralverfall in der Gesellschaft sehe, so sind wir auf dem besten Wege in eine neue Diktatur.

Willst du mit deinen Videos etwas erreichen und was ist das schönste Kompliment, was dir jemals gemacht wurde?

Hmm, schwere Frage. Kann man mit Spontanität etwas erreichen? Ich sage mal so, jede Art von Feedback hat einen Sinn. Selbst negative Kritik in Form von Flames kann Sinn machen. Durch gewisse Themen spricht man Menschen an, welche nie gelernt haben, über eigene Probleme zu reden. Es ist manchmal erstaunlich, dass dir Dinge vorgeworfen werden, welche du ja selbst angesprochen hattest. Man dreht den Spieß einer Aussage um und knallt es dir an den Kopf. Zum einen wird aus Unwissenheit gehandelt, ohne Nachdenken und eben oft auch, weil man eigene Probleme auf den Punkt brachte und ansprach. Manche Menschen haben Probleme, können aber nicht darüber reden und werden dadurch eben aufgerüttelt. Man dient dann nicht selten als Sündenbock, weil man Narben aufriss. Oft sind es aber eigene schlechte Erlebnisse und Neid, wenn mal wieder Lob kommt und sich selbst nicht in der Lage sieht, auch was Eigenes zu machen. Da mir aber nicht alles egal ist, frage ich in der Regel nach, was der Grund für virtuelle Ausbrüche ist und kläre teils auf. Zu 80 % ist es am Ende so, dass man nochmal nachdenkt über sein impulsives Verhalten und auch relativ oft sich dafür entschuldigt.
Die positiven Dinge sind klar die netten Kommentare. Am schönsten finde ich aber immer wieder, wenn jemand meint, ich finde sowas cool, schnappe meine Cam und mache auf meine Art Videos. Ehrlichkeit währt am Längsten und der kommunikative Charakter untereinander ist ein großer Reiz.
Solange wie man sich selbst treu bleibt und sich so gibt wie man ist, hat man immer die größere Masse auf seiner Seite. Perfektion ist nicht immer wichtig. Der Mut zur Ehrlichkeit versetzt Berge.

Das klingt alles so selbstbewusst und selbstverständlich. Gibt es ein Geheimrezept für Erfolg und könntest du dir auch Auftragswerke vorstellen?

Hahaha, schwer zu glauben, aber ich war früher eher das Gegenteil von selbstbewusst. Ein ruhiger Artgenosse und nahezu schüchtern! Nun, erstmal musst du von Anfang an Gefallen an dem haben, was du tust und wissen was du willst. Du wirst neben Lob auch immer Kritik ernten und darfst dich nie davon beirren lassen. Wenn du eben Spaß daran hast, vor einer Cam zu ulken und zu labern, dann mache es solange wie es dir gefällt. Manchmal sind es nur 20 Klicks für ein Video und irgendwann das Zehnfache. Wenn du denkst du bist nach 10 Videos schon berühmt und in aller Munde, solltest du erwachsen werden. Wenn du noch so übler Kritik das Handtuch wirfst, hast du schon verloren und bist gerade dann ein gefundenes Fressen für deine „Gegner“. Geht du einfach weiter, wirst du irgendwann zum Kultobjekt und Inhalte sind nicht wirklich mehr das Ausschlaggebende. Schaue richtig hin und lerne aus Erfahrungen. Früher oder später lernt man, was ankommt. Blende jede noch so gut gemeinte Kritik aus, dass man doch mal bestimmte andere Leute nachmachen soll. Bleib du selbst, egal was kommt!
Ich hatte mehrfach Anfragen, ob ich nicht mal ein Video über spezielle Personen, oder bestimmte Inhalte machen könnte. Das hab ich versucht, aber ich kann eben nicht auf Knopfdruck etwas kreieren. Jedes einzelne Video ist eben spontan entstanden.
Denk halt einfach auch so. Wenn jemand etwas meint, frag einfach nach, warum man es nicht selber macht. Meckern kann jeder, aber ob man selbst den Mut zu etwas hat?

Manche Videos sind eher ernsthaft, während andere wiederum albern wirken. Warum ist das so und welchen Zusammenhang gibt es?

Es gibt eben viele Dinge die mich interessieren. Bevor man sich über etwas aufregt oder mitreden will, muss man sich informieren. Manchmal sind es eben Themen mit denen ich mich gerade beschäftige, welche dann auch grob mit einfließen. Ich glaube z.B. nicht an Gespenster, will aber dennoch wissen, warum Menschen daran glauben. Also beließt man sich und interpretiert es auf seine Art. Ich bezeichne es mal als partielle Komik. Je nach Betrachtungsweise kann es am Ende doch erheiternd sein, wenn die Burg Querfurt mit esoterischen Gefügen verbunden wird. Wenn ich mit der Gitarre ein Lied covere, das nicht immer sauber klingt und der Gesang zu wünschen übrig lässt. Am Ende zählt nur, der hat sich so wie er war vor die Cam gebrezelt und sich präsentiert. Ehrlichkeit kommt immer besser rüber, als ein gewisser Perfektionszwang.

Gibt es Videos die schwer realisierbar waren?

*lacht* Das kürzliche „Born To Be Wild (Unplugged)“ Video war eine echte Herausforderung. Man muss bei einfachen Videos immer lauter trällern, da die Gitarre immer alles übertönt. In größeren Räumen noch mehr und wenn man nebenbei noch eine angehende Bronchitis hat, ist es nicht unbedingt förderlich für die Gesundheit. Ich musste mich zusammenreisen, dass ich währen der Aufnahme nicht hustete und hatte anschließend einen mörderischen Hustenanfall, wo ich mir echt dachte, ob das Video so nötig gewesen war.
Eine nicht ganz ungefährliche Sache ist Ingeborch. Die entsteht durch stark herausgepresstes Sprechen, was dann nachträglich mit einem Soundprogramm in die Höhe transponiert wird. Mit dieser Stimme kann man nur eine begrenzte Zeit sprechen, da es die Stimmbänder sehr stark beansprucht und man heißer wird und im Extremfall die Stimme ganz ausbleibt, was dauerhafte Schäden hervorrufen kann. Der Rest sieht schwerer aus als es ist.

Gibt es Lieblinge unter den Videos, welche du besonders gut findest?

Ich verstehe diese Frage nicht! Naja ok, manchmal gibt es Zufallsprodukte, die ungewollt zu etwas werden. Das Video Herzenbäckerei war so ein Zufallsprodukt. Es sollte was ganz anderes werden und durch Spielen an den Farbreglern, kam es eben zustande und passte perfekt ins Bild.

Du redest immer von Erfolg, aber dennoch sind deine Videos im Verhältnis zu anderen Channels vergleichsweise weniger gesehen und von Feedback sieht man nicht immer was. Woran liegt das?

Das liegt einfach daran, dass aufgrund bestimmter Parameter wie Wohnort und Freundeskreise, es sich immer von deiner Basis, deiner Stadt und einen Aktivitäten aus verbreitet. Wenn man dies auf sein Umfeld, auf die Einwohnerzahl und Zielgruppen hochrechnet, ist es für diese Region viel. Je nach Thema kann es aber durchaus mehr sein, wenn es Grenzen überschreitet in der Thematik.
Feedback kam schon immer in erster Linie direkt von den Leuten und am wenigsten bei YouTube selbst. Die meisten Kommentare kommen über meinVZ/studiVZ, Jappy, MySpace, direkt im Chat oder eben auch über die interne Mailfunktion von YouTube bzw. im stinknormalen Alltagsleben direkt von den Leuten. Auch das ist wieder dieses Zerrbild. Man denkt was man sieht ist real, aber es ist es nicht.

Ich glaube die meisten Fragen konnten beantwortet werden. Eine Frage von mich an mich zum Abschluss. Warum interviewe mich mich?

Das liegt einfach u.a. daran, das ich mit der LP des Leipziger Kabarettisten Jürgen Hart groß geworden und er sowas auch schon machte. Auf der Rückseite der LP hat er sich ganz offiziell selber interviewt. Coole Sache und gleich ein Musikwunsch zum Abschluss.

Ich bedanke mich für mich und wünsche mich Alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft!

Ich bedanke mich ebenfalls bei mich!

Wenn sich jetzt nicht mindestens 10 von derzeit 80 aktiven Lesern an den Kopf gefasst haben, was das nun wieder sollte, war es verkehrt. Wer von Beginn mitgrinste, ich auch!

Joar …

Generationskonflikte

Mal so meine Umwelt anguck und einige Leute real seh und mir wird schlecht. Trennung ist derzeit modern. Woran liegt es? Fehlenden Finanzen? Einengung eines Partners? Nöö, eben nicht! Fragt man nach wo das Problem lag, weiß man es selber nicht. Und ja, mittlerweile ist das schon krank. Es werden zusammen Häuser gebaut, Kinder in die Welt gesetzt und dann hat man keine Lust mehr auf Beziehung und haut einfach ab. Immer mehr Väter stehen dann mit den Kindern, Häusern und den Schulden alleine da. Manche machen sich einfach keine Waffel mehr, teilen ihr Haus und ziehen mit den neuen Liebhabern ein. Ist doch nett wenn Frau ihren Neuen mitbringt, kann man nachts an der Wand horchen, wie sie sich gerade vergnügt. Geht ja schließlich niemanden was an. Man hat ja eben das recht dazu und das interessieren einen schon Gefühle eines anderen Menschen?

Unsere Gesellschaft ist ganz deutlich im Wandel. Das kann man nicht mehr übersehen. Woran liegt das eigentlich? Ich behaupte einfach mal, dass die Auswirkungen der deutschen Teilung jetzt erst mit voller Wucht zuschlagen. Warum?

Im Osten war es aus familiärer Sicht einfach normal, dass beide Partner arbeiten gingen, was im Haushalt machten und Aufgaben teilten. Das ein Mann den Staubsuager schwingt, den Müll alleine wegbringt, selber Essen kochen kann, weiß wie man ne Waschmaschine anstellt etc. ist hier einfach nur normal. Ich bin damit aufgewachsen und ich kenne kaum Menschen meiner Generation, wo dies nicht so war. Klar kann man nicht alles über einen Kamm scheren, aber schaut man in die alten Bundesländer, so stehen einem oft die Haare zu Berge. Frau ist Hausfrau, Mann scheffelt die Kohle und muss immer mal mit Geschenken antanzen, damit Frau nicht weg läuft. Im Gegenzug werden Frauen oft wie Sklaven gehalten, da sie ja auch oft dann finanziell abhängig werden.

Schaut man sich die immer noch andauernde Abwanderungswelle gen Westen an, so werden auch bestimmte Werte mitgenommen und in Gesellschaften integriert. Wie oft wird man dann angehimmelt, wenn man merkt was man alles alleine kann. Für mich sind aber diese ganzen oben genannten Sachen normal, wie morgens auf die Toilette zu gehen.
Sowas hat aber auch immer eine Art Vorbildcharakter und man versucht dies zu übernehmen. Und hier ist ein Kernproblem. Wenn man bisher gewohnt war, dass ne Frau in der Küche stehen muss, für Kinder und den Haushalt alleine sorgt und man nun dies anders macht, kommt man mit der neuen Freiheit nicht klar, weil man sich schlichtweg damit nicht auskennt. Es fehlen einfach die Erfahrungen dazu und vor allem das Bewusstsein.

Warum ist es dann aber nun im Osten auch so, obwohl ja scheinbar andere Bedingungen herrschten? Das Klischee vom faulen Ossi und arroganten Wessi kennt man zur Genüge. Dazu nehme man die aktuell immer mehr zunehmende und schon akute Volksverblödung. Vieles wird einfach ohne Nachdenken aus den Medien übernommen und nicht mehr hinterfragt. Weiterhin ist in vielen Köpfen immer noch die Propaganda der deutschen Teilung in den Köpfen. Im Osten hungert man udn der Westen ist vergoldet. Wer beide Seiten kennt merkt, dass die Wessis bessere Ossis sind und umgekehrt.
Weltbilder werden übernommen und so nun auch das finstere Beziehungsmittelalter des Westens. Frau muss nicht mehr arbeiten und sucht sich einen Bezahlemann aus.

Eigentlich ist es ein unbewusster Kulturkampf, zwischen 2 Weltbildern, was am Ende alle gleich erscheinen lässt. Es äußert sich dann eben am Ende so, dass keiner mehr weiß was er/sie will und vor allem keine eigene Urteilskraft mehr vorhanden ist. Man geht viel zu schnell etwas ein und wirft es zu schnell wieder weg. Unsicherheit macht sich breit. Das kenne ich nur zu gut und andere ebenso. Eigentlich steht einer gemeinsamen Zukunft nichts im Wege, aber ständig wird alles hinterfragt und nach Fehlern gesucht. Es krankt am Ende oft daran, dass als Grund „Du bist mir zu schlau/zu hübsch und wirst von zu vielen umgarnt“ angegeben wird. Minderwertigkeitskomplexe sind doof, denn wenn man meine Stärken aufzählen würde, wären es ebenso viele Fehler und Macken. Es gibt immer einen Menschen der etwas besser kann als Du und wer nach absoluter Perfektion sucht, sucht das ganze Leben. Die gibts einfach nicht und ist ein Märchen, zusammengezimmert im TV.

Wichtig ist nur, dass man weiß was man will und sich wie ein erwachsener Mensch benimmt. Ich weiß nur, dass ne Frau die die Muttersprache nicht in Wort und Schrift beherrscht, schäme mich ja sonst in meinem Umfeld, keine eigenen Vorstellungen hat und keine anderen Fähigkeiten hat als ich, nix zu suchen hat. Ständig gegen einen ankämpfen wollen, weil man sonst Minderwertigkeitskomplexe hat, aber auf der anderen Seiten soll man anhimmeln, geht nie auf Dauer gut. Oder halt dauernd angehimmelt werden, immer nur ja sagen und einen nach der Nase reden, selber nix wollen und auf die Reihe kriegen. Wenn es dann brennt, den Spieß umdrehen und die eigene Schwäche auf den anderen übertragen.
Viele können nicht mehr reden und an sich selber arbeiten. Das muss aber von einem selbst kommen und nicht erst wenn man es immer wieder anspricht. Viele überspielen nur und reden nicht offen darüber. Klatschen wir halt einen Text in Word und lassen es korrigieren. Schon merkt es keiner mehr. Während andere offen dazu stehen und man im Laufe der Zeit daran arbeiten und man auch Fortschritte sieht. Davor muss man einfach Respekt haben, wenn das aus Eigenantrieb geschieht.
Ich bin weder mit einer Gitarre, noch mit einem Forum auf die Welt gekommen, sondern musste mir das alles selber erarbeiten. Was die Gitarre betrifft. Ich hatte nie Musikunterricht, nur ein lausiges Buch mit wenigen Grundkenntnissen und irgendwelcher dubiosen Folklore. Den Rest schaute man bei der Umwelt ab, was nie einfach war. Siehe Musikecke und das Midi „Spuk im Hochhaus“. Das hat mir keiner gezeigt, sondern ich hatte damals ne lausige VHS Aufnahme und spulte das dutzende male vor und zurück, suchte die Töne auf der Gitarre, verspielte mich und am Ende solange, bis ich den Dreh raus hatte. Das war die Arbeit einer ganzen Woche! Oder eben Foren, Blogs und Webdesign. Bin halt ein Spielefritze und finde sowas schon immer cool. Wollte das eben auch irgendwann mal selber machen und hatte absolut keine Ahnung wie. Hier eine Anleitung, dort eine und halbwegs was zusammen gebastelt. Meine erste Homepage sah grausam aus. Noch bei Lycos und vor allem knallten in der Galerie viel zu große Bilder einen entgegen. Von Fachbegriffen keinen blassen Schimmer, sich selbst zu wichtig genommen und man wollte es halt machen. Und ja, am Anfang war es wohl für so manche dann doch im Laufe der Zeit nervig, weil man dauernd nach Hilfe schrie. Irgendwann war es mir dann schon peinlich und ich sprang ins eiskalte Wasser. Dann rauschte eben mal ne Seite komplett ab, weil man einen Fehler machte. Aber eben genau aus den Fehlern lernte man und irgendwann verbesserte man sich so, dass man alleine auf eigenen Beinen stand und dann auch andere unterstützen konnte. So lernt man eben immer wieder, unabhängig zu sein und kann sich auf Inhalte konzentrieren. Trotzdem bin ich den jemals beteiligten Leuten auch heute dankbar. Sonst wäre es heute anders und hätte armselige Abhängigkeiten.

Es wäre eine Selbstlüge, wenn ich mich z.B. als Grafiker ausgeben würde und genau weiß, ich habe einfach kein Geschick und auch kein echtes Interesse daran. Wenn die Ambitionen fehlen und man immer auf andere angewiesen ist, sind Konflikte vorprogrammiert. Soviel Einsicht sollte man als erwachsener Mensch haben und lieber das tun, was man wirklich kann und dies perfektionieren. Man kann schon überall schnuppern, muss aber nicht immer alles können.

Es ist doch viel cooler wenn man einen Partner hat, der mal was kann, was man selber nicht beherrscht. Dann wäre das Gleichgewicht hergestellt. Ansonsten wird man permanent angehimmelt und zum Vorführobjekt degradiert. Das kann ja nun wirklich nicht der Sinn einer Beziehung sein. Man(n) will ja auch mal anhimmeln können und irgendwo auch stolz sein auf seinen Gegenpart.
Das erinnert mich gerade an eine Leherin in der Schule. Die hatte ne Menge Ahnung von dem was sie sagte, aber konnte noch nicht mal den Videorecorder bedienen. War sie deswegen dumm? Bestimmt nicht! Dann halfen eben Schüler aus und am Ende entwickelte sich eine Art spezielle Freundschaft zwischen Schülern und Lehrer. War immer cool, wenn man z.B. hochkomplizierte Rechenoperationen im Kopf konnte, aber eben nicht mal merkte, dass man den Stecker in die Steckdose stecken sollte, damit Strom fließt. Dafür konnten eben wir nicht so gut rechnen. Es gleicht sich immer alles aus.

Kinder …

Dieser Faktor wird sehr unterschätzt. Kinder sind unsere Zukunft. Was wir heute verzapfen, lässt sich später nicht einfach so wieder reparieren. Oft ist es so. Ab einem gewissen Alter will man nun selber Verantwortung übernehmen und will teils auf Teufel komm raus Kinder haben. Sowas ist cool und gut fürs Ego. das Geld stimmt, das Eigenheim auch, was will man mehr? Die echten Konsequenzen und Herausforderungen bedenken aber inzwischen die Wenigsten. Am Anfang wird der stolze Nachwuchs überall vorgeführt und scheinbar kann dieses Glück niemand zerstören. Dann geht es aber los, das Kind schreit die ganze Nacht und will sich einfach nicht beruhigen. Man muss ja schließlich auch ausgeschlafen auf Arbeit sein und kann das ggf. nicht mehr. Die Zeit, die sonst mit Hobby, Freunden ausgefüllt wurde, werden nun vom Kind beansprucht. Freunde sieht man so gut wie gar nicht mehr und selbst wenn, sind es nur Kurzbesuche und eben selten Feierlichkeiten. Männer werden eifersüchtig, weil die Kinder im Mittelpunkt stehen und man weniger Aufmerksamkeit bekommt. Verständlich, aber man sollte dann bedenken, dass man selbst früher so behandelt wurde, als man Kind war. Klappt das nicht, hängt es an der Frau, oder heutzutage oft auch am Mann. Es ist irgendwo richtig, dass man sich dies teilen kann, aber auf Dauer muss man sich generell einschränken und kann nicht halbwegs noch seien Freiheiten haben wollen. Das sind nur unnütze Belastungen. Je nach Familienstruktur werden die Kinder gern zu den Großeltern, Verwandten oder Freunden abgeschoben. In Ausnahmefällen ist das durchaus vertretbar, kann aber kein Dauerzustand sein. Kinder saugen alles in sich rein und übernehmen dies oft unbewusst in ihre Gefühlswelt.

Je länger eine Beziehung oder Ehe dauert, stellt sich irgendwann immer Routine ein. Völlig normal! Dann streitet man sich eben auch mal über belanglose Dinge, kriegt sich aber immer wieder ein, weil man genau weiß, was man am Partner schätzt. Wie oft maulten sich meine Eltern an, schrien sich mal an, oder redeten mal tagelang nicht miteinander. Und ja, das konnte auch mal soweit gehen, dass wir Kinder sagten, entweder ihr lasst euch jetzt scheiden, oder ihr verhaltet euch wieder normal. Am Ende bog sie selber wieder alles in die richtigen Bahnen und waren am Ende stärker als zuvor. In Krisenzeiten hielt man noch mehr zusammen und wenn einer dann eben vor allem mal gesundheitliche Probleme hatte, war immer der eine für den andere da. Das ist aber sowas von normal wie ich finde. Mir hat es vor allem eins mitgegeben im Leben, Sicherheit! Egal was mal für Krisen eintraten, es war immer jemand da.

Das Problem heutzutage ist, das die Reife eines Menschen immer später eintritt. Man handelt nicht mehr nach Vernunft, sondern nach Gefühlen und das ist falsch. Man muss sich einfach bewusst machen, was man sich vornimmt, wenn man sich Kinder anschafft. Man schenkt einem Menschen ein Leben und möchte, dass es diesem Menschen später auch gut geht und er sich gut in eine Gesellschaft integrieren kann und viele positive Dinge weitergibt.
Unter den heutigen Umständen ist es nahezu unmöglich geworden. Bin zwar ein Optimist, aber unter den derzeitigen Umständen wäre es einfach unverantwortlich ein Kind in die Welt zu setzen. Schon bei den kleinsten Problemen rennt man weg. Das geht nicht! Wenn wir von Sicherheit und Zukunft reden, müssen wir immer beim Elternhaus anfangen. Das ist die Wurzel jeder Gesellschaft und keine albernen Gesetze, um etwas zu biegen, wo der Hopfen und Malz längst verloren sind.

Muss man sich mal durch den Kopf gehen lassen und sich in ein Kind versetzen. Also der da war mein Erzeuger. Der da begleitete mich bis zur Einschulung, der da bis zu meiner Jugend, der da bis dorthin und der ist mein aktueller Vater. Durch die spezielle Mutter-Kind-Bindung sind natürlich immer die Durchgangsdaddys das Problem und so richtig festlegen kann man sich dann auch nicht, wer der Beste war. Später kann man sich dann eben nie entscheiden was man will und führt diese Lebenseinstellung weiter. Man lernt schon von Hause aus, dass andere Probleme sind und merkt nicht mehr, dass man selber das Problem ist. Solche Leute dann später in Führungspositionen und das Chaos ist perfekt.
Man lernt einfach nur noch, dass andere Menschen generell schlecht sind und dir immer an den Kragen wollen. Man greift eben dann im übertragenem Sinne präventiv an, um angeblich etwas vorzubeugen. Arm, aber eben leider heute Realität!

Die Gesellschaft ist am Ende und krankt. Sieht man auch gerade bei der derzeitigen Finanzkrise. Anstatt den Problemen auf den Grund zu gehen, werden Gesetzte für Kontrollfanatismus geschaffen und so weiter gemacht, wie bisher.

Wir müssen wieder lernen offen zu reden. Denn nur so kann man Probleme sehen und auch vernünftig damit umgehen. Zum Glück kann man nicht alle über einen Kamm scheren, denn es gibt auch immer noch Randgruppen und Menschen, die nicht mit der Masse mit schwimmen. Ich finde es total wichtig, bei potenziellen Beziehungen offen darüber zu reden. Mal einen Fall rauspick … als ich einstmals eine Freundin kennen lernte, ich gerade solo war und man auf das Thema Beziehung kam, wurde einfach gesagt „Du bist nicht mein Typ“. Das heißt nicht das man hässlich ist, sondern man redet Klartext und ist einfach nur ehrlich. Ende des Liedes, es wurde ne dicke Freundschaft daraus. Das ist auch so ein Punkt den viele nicht mehr unterscheiden können und erfahrungsgemäß zu Kontrollfanatismus gehört. Oder wie immer öfter heutzutage, man geht eine Scheinbeziehung ein, weil man nicht in der Lage ist offen zu reden und rennt irgendwann grundlos weg. Es gibt genug Menschen mit denen man sich versteht und die auch immer für einen da sind, wenn es mal darauf ankommt. Aber es fehlt einfach das Gefühl dazu, um mehr werden zu lassen.
Das echte Gefühl ist so. Man macht sich keine Waffel und fährt notfalls 100 km mit dem Rad, nur um einen gemeinsamen Tag zu haben. Wenn es sein muss auch als Tramper oder wegen mir Schwarzfahren. Wenn das fehlt, kann man es gleich wieder vergessen. Viel Spaß beim Lügen und Heucheln!

Wie oft erlebt man, dass Menschen von dir schwärmen, aber nicht mal in der Lage sind die Dinge zu sehen, die man schon vorgibt. Das sind Links zum Blog oder eben bereits geschriebene Dinge auf Profilen. Wenn man auch nur einmal tiefgründig sich mit meiner Persönlichkeit beschäftigt, würde man sehen, dass ich mit Internet relativ viel ausgelastet bin und eben nicht immer mal ne freie Minute habe. Auch wenn man mal online ist, so bin ich gewiss nicht für einzelne Leute reserviert. Sowas habe ich einmal mitgemacht und es war es am Ende einfach nicht wert. Freunde und Bekannte haben das gleiche Recht dass man ihnen zuhört und sich unterhält, wie nahestehende Menschen. Ich verzichte mittlerweile ungern darauf, mal mit meinen männlichen Artgenossen wegzugehen, auch mal einen über den Durst zu trinken und über den Weltuntergang zu philosophieren. Die Mischung macht es und es hat absolut nichts mit Desinteresse zu tun, wenn sich eben mal einfach nur einen Abend für die Freunde entscheidet.
Dank Internet habe ich so manche alte Freunde wiedergefunden und eingeschlafene Kontakte wieder entstaubt. Es ist immer wieder schön, wenn man z.B. nach 15 Jahren alte Schulfreunde wiederfindet und es einen vorkommt, als sei die Zeit nie vergangen.

Grundlegend kann man schon sagen, wer zu Beginn gleich nach deinem Beruf oder Geld fragt, liebt dich nicht und ist es nicht wert geliebt zu werden. Wenn man merkt, jemand redet dir dauernd nach der Nase, hat ein Problem mit sich selber und ist auch kein geeigneter Partner. Das ist wie mit den Saufkumpels in der Kneipe. Solange du immer mal einen ausgibst, bist du Freund. Wer will denn schon jemanden haben, der sich Freunde kauft und immer nur dann zu etwas bereit ist, wenn man etwas bestimmtes leistet? Kann man ja gleich den Puff besuchen, ist es am Ende sogar billiger. Und sowas ist einfach nur eklig!

Am Ende bin ich froh, nie solche Extremfälle mitgemacht zu haben. Klar hat jeder Mensch seine Bedürfnisse nach Liebe und Zuneigung, aber wenn die Erfahrung und Vernunft dann einspringt und sagt „Hey, Finger weg von zusätzlichen Problemen“, freue ich mich immer mal wieder einfach nur „Nein, danke“ zu sagen. Ich glaube ich habe zu viele Schutzengel. Wenn dies und jenes anders gelaufen wäre … will ich gar nicht daran denken. Man muss nicht immer alles danach bereden, sonst müsste man sich hier und da nachträglich schämen, für die peinlichen Menschen die mal was mit dir zu tun hatten. Wenn dein Umfeld sagt dass gewisse Dinge nicht gut sind, sollte man auch darauf hören. Aber manchmal ist man eben etwas zu Ich bezogen und lässt sich von Hormonen leiten, anstatt vom Verstand.

Ich weiß dass ich Recht habe und in spätestens 5 Jahren Experten auftauchen, die meine Ansichten neu erfinden werden. Warum? Weil ich das gelebte niederschreibe und nicht einfach etwas konstruiere.

Das ist wie mit dem Internet. Erzählt man vor ein paar Jahren vom Nutzen, wurde es als alberne Spielerei abgetan. Erzählte man von Spielsucht, psychische Belastung durch Mobbing im Internet, wurde es als Spinnerei abgetan. Heute nimmt es ernst, obwohl es fast zu spät ist, da Internet eben mittlerweile das Sammelbecken der Gesellschaft ist, mit allen negativen Erscheinungen, die dazu gehören.

In diesem Sinne … die nächsten 5 Jahre werden auch chaotisch, bis wieder alles erfunden wird, die Leute „aufwachen“ und umdenken. Die Zeit arbeitet von selbst …

Joar …