Einmal kommt der Tag

Es gibt Momente, da kommt es dir einfach so in den Sinn, was der Grund deines Daseins ist. Ich glaube diese Frage stellt man sich ständig im Leben. Egal in welchem Alter. War das schon alles? Habe ich alles richtig gemacht? Lerne ich Neues, oder mache ich immer die gleichen Fehler?

Dazu fällt mir ein alter Artikel vom letzten Jahr wieder ein. magnetisches Herz

Aus heutiger Sicht wohl in einer Zeit verfasst, in der man sich von alten Strukturen verabschiedete und was Neues begann und noch nicht wusste, wo es hinführt. Aber es nicht alles sinnlos gedacht. Ich meine ich lebe ja noch und mir geht es nicht schlecht. Meine eigenen Untergangsphobien haben sich nicht bewahrheitet und es ist in der Zwischenzeit eine Menge passiert. Ich glaube soviel wie schon in Jahren zuvor nicht mehr. Es gab in manchen Zeiten kein Ziel, keinen Plan was morgen passiert. Ist auch normal, wenn man sich neuorientieren möchte und alte Schemen ablegen will. Man kann aber nie alles ganz ablegen, weil alles was mal war zu einem gehört. Und so hatte ich mich nicht mehr eingegraben und hab ne Menge neuer Leute kennengelernt und vor allem deren Schicksale.
Das wirbelt eine Menge Staub in einem auf. Man macht eine Zeitreise durch sämtliche Gefühlswelten und wird selber damit angesprochen.

Es gibt Momente, die gehen sehr tief rein, weil alte Gefühle wieder nach oben kommen und man sich scheinbar in längst vergessenen Zeiten wiegt. Jetzt leuchtet mir dieses Erlebnis bei einem Joe Eimer Konzert wieder ein. Ich erfuhr in einem Gespräch das erste mal was von einem Trigger und Auswirkungen. Nicht aus Lehrbüchern oder ergoogelten Texten, sondern aufgrund eines Erfahrungsberichtes. Das macht es um vieles einfacher zu verstehen, warum man manchmal so ist, wie man ist.
Manchmal gibt es Augenblicke, da siehst du längst Verdrängtes aus alten Tagen wieder. Du hast sie nicht gerufen und weißt nicht damit umzugehen. Es ist nicht real, doch handelst du danach, weil es ein Teil von dir ist.
Jemand meinte mal vor knapp 3 Jahren, ich wäre immer irgendwie auf der Suche. Scheinbar weil ich manchmal auch sehr unnahbar sein kann. Das liegt aber auch daran, dass was ich mache, mache ich wie es sein muss und der Rest tut nicht zur Sache und wird ausgeblendet. Wird das geändert, gerät alles aus den Fugen. Und genau das ist der Grund, wenn ich mal, wie jeder andere auch, in bestimmten Situationen scheitere. Ich kenne mich eben, wenn ich etwas mehr mache, als ich müsste, wechselt es irgendwann in das Extreme und der schleichende Prozess zerstört vieles. Aber warum macht man dies immer und immer wieder, obwohl man genau weiß, man scheitert wieder?
Aus einem gut gemeinten Telefongespräch wird ein Exzess, aus einem Besuch werden viele.

Gerade da helfen Reisen in die eigene Vergangenheit und das bewusst machen der eigenen Erlebnisse. Schon sieht man, dass man schon immer so war, wie man jetzt ist. Man kann vieles behutsamer anpacken, vieles anders gestalten, aber der Charakter an sich, ist nicht änderbar. Ob nun bei Mama beim Essen kochen als Kleinkind geholfen, bei Ehekrisen seine Eltern angebrüllt hat weil dieses Theater einen störte und man damit aber die Ehe kittete, Freunden in der Schule bei Klassenarbeiten half, Probleme im stillen Kämmerlein gelöst damit sie nicht die Hucke voll bekommen zu Hause … Menschen das Gefühl zu geben sie sind mehr wert, als sie es selber wissen.

Es klingt nach einem Helfersyndrom und nach dieser unbeschreibbar, tollen Güte und Wohltäter. Der bin ich aber nicht. Wenn man eins und eins zusammen zählt, wird einem vieles klar. Wie oft hörte ich mir schon an, ich solle Lehrer werden, ich wäre der perfekte Kindergärtner, Sozialpädagoge …

Vielleicht stimmt es auch, ich weiß es nicht. Aber ich bin eben nur so wie ich bin. Mir sind viele Menschen nicht egal. Was ich aber nur maximal machen kann, Hilfe zur Selbsthilfe. Wie oft trifft man Menschen die gerade wieder mal ein Problem haben? Ob nun in der Beziehung, das Jugendamt klingelt an der Tür oder man kommt mit dem anderen Geschlecht nicht mehr klar. Die Palette ist breit, ich kann mir die nicht aussuchen, sondern es passiert einfach.

Um nur mal ein Beispiel zu nennen: Es gibt viele Menschen, egal ob Mann oder Frau, die wurden von Ex-Partnern verletzt. Dass es weh tut, keine Frage. Aber ich kann das nicht zum Mittelpunkt machen, dass neue Menschen genauso sind, nur weil Vertrauen missbraucht wurde. Das hat dann was mit mangelndem Selbstvertrauen zu tun. Ich meine dann könnte ich mich ja gleich auf den Friedhof legen, so vielen Knalltüten denen ich schon begegnet bin. In jeder Gesellschaft gibt es gewisse Normen und Regeln, auch wenn es noch die kleinste WG am Kap der gute Hoffnung ist, du wirst immer jemanden finden, der ähnlich ist, wie dein vergangenes Unglück. Aber es sind nie alle gleich. Wir sind Menschen und Individien.
Und ich weiß wie es enden kann. Erst sind Menschen eher schüchtern, haben so gut wie kein Selbstbewusstsein und entschuldigen sich in jedem Satz. Dann klammern sie irgendwann an dir, bis du für eine zeitlang deren Verhalten übernimmst. Du lebst das vor, was vorher nie denkbar war und dann heben sie ab und du bist Geschichte. Oder sehen eben dadurch dann, was Leben heißen kann. Wenn man dann sein Produkt später sieht, hat es sich durch Eigenantrieb dorthin gewandelt, was du immer sagen wolltest.
Ich meine jeder muss mit seinem Problem selber klar kommen. Man kann zuhören und seine Meinung sagen, aber mehr nicht. Man lebt und wird nicht gelebt. Das Leben ist kein Kindergeburtstag. Entweder du nimmst es in die Hand, oder du gehst unter. Andere Alternativen gibt es nicht.

Ich meine wie viele junge Eltern setzen Kinder in die Welt und kommen damit nicht klar? Wie oft höre ich den Satz, wenn ich Kinder habe, bin ich anders? Das ist das Kernproblem. Man muss auch vorher schon wissen was man will, vorsorgen und nicht erst wenn etwas da ist. Kenne ich nur zu gut, wenn das Kind dann in der Nacht schreit, haut man einfach ab, weil man keinen Bock mehr darauf hat und wandert zur Nächsten. Dann werden sie älter und gern als Pausenfüller für Langweile und Vorzeigeobjekt genutzt. Was man dann den Kindern antut, sind sich so manche nicht bewusst. Aber das ist ein anderes Thema!
Mir fällt da eine Sache meiner Großmutter wieder ein. Andere Zeit, aber für heute hilfreich. Eltern zeitig verloren, Geschwister bis auf einem im Krieg gefallen und die Zeiten danach kennt man aus den Geschichtsbüchern. Aber trotzdem hielt man zusammen und zog Kinder groß. Heute? Man rennt vor den kleinsten Problemen schon weg und sucht und sucht und wandert und wandert! Das man mit dem falschen Partner zusammen sein kann, oder eben sich auseinander lebt, ist was anderes. Das man dann auch noch Verpflichtungen haben kann, ist normal. Das man sich nicht streiten muss auch. Aber das man irgendwann nur noch zwischen den Altmüllbeständen wandert und sich überall das Beste mitnehmen will nicht!

Tage wie heute sind so typische Beispiele. Man hört von 3 verschiedenen, teils sehr krassen oder traurigen Schicksalsschlägen. Man hilft schon, weil es Freunde sind, aber man kann nicht mehr als zuhören und dazu seine Meinung sagen. Ich meine ich habe ja selber hin wieder meine eigenen Sorgen, Nöte und Ängste und kann meinen Kopf nicht dauernd mit anderen Problemen zumüllen. Sonst geht man irgendwann am Stock und brennt aus. Einen Anreiz zu geben, auch mal temporär zu helfen ist eben noch was ganz anderes. Hilfe zur Selbsthilfe!

Es ist richtig, dass man auch irgendwie immer ein Idol braucht, um einen eigenen Anreiz zu haben, etwas zu erreichen. Nur ist es oft das Problem, dass daraus Götter werden, Menschen an dir kleben und ein komplett falsches Bild von dir bauen. Bestes Beispiel ist wohl Musik. Es scheint heutzutage logisch, nur wenn man irgendwo auf einer Bühne steht oder Geld damit macht, kann man etwas. Wenn man mal was, mit einer eigentlich unspielbaren Klampfe, in ein 0815 Headset klimpert, welches neben so schon grausamen Klängen auch noch sämtliche Nebengräusche des Zimmers mit aufsaugt, deine Persönlichkeit beschreibt. Ich meine bei schlechtem Sound kann man so gut spielen wie man will, es wird eben nie wie aus einem Tonstudio klingen. Oder warum sollte man mal nicht einfach nur gut zu Hause spielen, wenn man einfach nur Spaß daran hat? Warum muss dann immer gleich ans Verkaufen gedacht werden? Manchmal sind Sessions in Proberäumen oder unter ein paar Freunden einfach schöner, als irgendwo auf einer Bühne ein Programm runterzurattern. Ich erinnere mich da nur an frühe Berührung mit Proberäumen. Hurra wir können ein Lied zusammen spielen. Bier raus und dann zappelt man sich dermaßen ab, dass man u.a. auf dem Boden wie ein epileptisches Schwein zappelt und so sein Können zum Besten gibt. Ok, heute vielleicht nicht mehr, aber der Gedanke daran zählt. Davon abgesehen kenne ich so manche Musiker, die können nur so am Besten spielen und werden nie in irgendwelchen Charts auftauchen, sind aber viel besser als dieser Kunstkram.

Ich weiß nur, ich lebe mein Ding, wie schon immer. Und es werden bestimmt noch einige kommen, die dir wiedermal das Leid klagen und du ansetzt, um mitten in den Hintern treten zu können, damit sie sich selber helfen. Man wird dann zwar oft gehasst dafür, aber wenigstens weiß man danach, man hat es geschafft, dass andere sich selbst überwunden haben. Mehr will ich ja nicht, wenn es darauf ankommt.

Wenn es wiedermal zuviel wird und es ausartet …

Ich mache niemanden Hoffnung, denn ich mache nie das Gleiche nochmal, was mal war. Auch wenn es manchmal so aussehen mag, Fugenkitt hat noch nie ein Haus vorm Einsturz gerettet.
Ich bin wie ich bin und doch bin ich anders. Den Königstitel den mir manche manchmal aufbürden wollen, möchte ich nicht. Konnte noch nie mit einer Überdosis Lob umgehen und stehe total auf Teamwork oder eben konsequentes Gehen und wegen mir auch dann Hass. Ich bin 30 Jahre alt und verhalte mich auch so. Als erwachsener Mensch sollte man immer vorher genau wissen, was dabei rauskommen kann, wenn man etwas eingeht und die Suppe auch auslöffeln.

Man sagt, dass die Dunkelziffer unter den erwachsenen Kindern weitaus höher ist, als bisher vermutet …

Jenau!

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