Komposition

Wer selber Musik macht kennt dieses Gefühl, nicht mehr bei Veranstaltungen tanzen zu können. Beim Musizieren ja, aber sonst nicht. Wer musizierend aufwächst, denkt musikalisch. Es ist nicht die Fähigkeit zum Tanzen, sondern das Gefühl dabei. Du kannst es selber, du kannst es ggf. besser und du hast wieder neue Ideen im Kopf.
Die einen malen Bilder, weil es ihre Fähigkeit und ihr Hobby ist, während andere eben nichts besseres zu tun haben, als zu komponieren. Leider ist Musik mittlerweile stark mit Kommerz gekoppelt, sodass Kunst und Können leider an den Verkaufszahlen gemessen wird.
Bach, Beethoven und wie sie alle heißen, sind erst in der Neuzeit zu Superstars geworden. Zu ihren Zeiten waren sie lokal gebunden an ihre Dienstherren und oft auch einfach nur als normales Handwerk betrachtet.

Ich glaube Musiker sind schlechte Redner und kompensieren es mit Musik. Der Spruch „Musiker laufen etwas neben der Mütze“ ist nicht ganz unwahr. Das muss man auch, wenn man sich in Situationen hineinversetzt, um diese musikalisch umzusetzen. Ich kann keinen auf Daddy Cool machen, wenn ich Musik für einen Horrorfilm schreibe. Also muss ich mir vorstellen, ich bin der Täter und meine Gefühle auch so schreiben.

Im Laufe seiner persönlichen Entwicklung dringt man in immer neue Gebiete vor und steht irgendwann an einem Deadpunkt. Kann das schon alles sein an Musik? Gibt es da nichts Neues mehr? Ist das Leben schon vorbei, weil man den Grundgedanken kapiert hat?

Ich kann mich heute keiner Stilrichtung mehr zuordnen. Ich höre einfach zuviel Musik, beschäftige mich damit seit exakt 1982, als mich meine Großmutter vor den Kachelofen setzte, eine Blockflöte in die Hand drückte und ich sowas ähnliches wie Musik fabrizierte. Die Jahre danach prägte mich vor allem eins. Ich war der größte Westernfan der Welt, wie man das in dem Alter eben so denkt und interessierte mich da schon für Filmmusik. Prägend war ganz klar Ennio Morricone und Martin Böttcher.

Der Mensch der mich aber am meisten geprägt und beeinflusst hat, ist ganz klar Jerry Goldsmith. Er war der der Auslöser, dass ich wieder anfing, mich mit meinen Wurzeln auseinanderzusetzen. Schließlich lernte ich im zarten Alter von 8 Jahren Trommel und Fanfare und war da aus heutiger Sicht, nicht immer begeistert bei der Sache. Wie das eben immer so ist. Man lehnt sich gegen Autoritäten auf, weil man ja irgendeine AG in der Schule machen muss und man dort eben am besten hinein passte. Seit ich mich aber mit der Musik von Jerry Goldsmith beschäftigte, lernte ich, was man mit diesen Instrumenten für tolle Musik schreiben kann.

Nun, alle tot oder schon alt? Früher war ja alles besser?

Es funktioniert immer so. Was du kannst, siehst du an deinem ungefilterten Feedback. Das saugst du auf. Je nach Persönlichkeit hebst du ab oder bleibst auf dem Teppich. Wichtig sind aber dein Leben lang gewisse Vordbilder. Diese braucht man auch, da man sonst total abhebt und den Bezug zur Realität verliert. Sie sind auch der Antrieb, selber etwas auf die Beine zu stellen. Ohne ernsthafte Herausforderung, stagniert man zuerst und gibt sich der Verblödung preis.

Meine für mich derzeit amtierende Heldin der Filmmusik ist Rachel Portman.

Man müsste es bildlich mit einem Amoklauf beschreiben. Der Auslöser war eines ihrer Erstlingswerke „The Woman in Black“. Das „Main Theme“ basiert auf einer ganz simplen Struktur, welche mit einem Xylophon eingeläutet wird. Dieses Thema wird im Film immer wieder wiederholt, variiert, erweitert, anders „instrumentiert“ und erzeugt damit vor allem diese merkwürdige Grundspannung schon zu Beginn. Das war der Punkt als ich mir sagte, es reicht, ich schwärme mal 10 % weniger und befasse mich nun selber ernsthaft mit diesem Genre. Heraus kam dann eine Art Ode an Rachel Portman: The Woman in Black

Alle haben eines gemeinsam. Befasst man sich auch nur halbwegs mit ihnen, merkt man dass sie an gewissen Punkten alle schräge Typen sind. Aber so muss es sein und ohne diese Eigenschaften kann man nicht schreiben.
Als ich mich ertmalig mit der Künstlerin Rachel Portman befasste dachte ich nur „Oh Gott, Mode wie aus einer Papageienhandlung bzw. wiedermal typisch englisch und altmodisch!“. Mit 13 lieber Musik geschrieben, als mit Gleichgesinnten dem Hobby der Jugend zu frönen. Was für Außenseiter und Weltenfremde?
Tja, was soll ich sagen? Ich kenne es in ähnlicher Form von mir. Eigentlich hätte man den heutigen Sachverhalt mit weniger Text beschreiben können. Aber ein bisschen Theatralik muss sein.
Du kannst dieser Gattung Menschen sonstwas nachreden. Aber gib ihnen eine Handlung und schnipp, schon sind neue Meisterwerke entstanden. was jene nur ein müdes Lächeln kostet. Sowas erzeugt Respekt, der psychologischen Waffe schlechthin.

In diesem Sinne: Es gibt noch viel zu tun und wer weiß, was mir mal wieder so zwischen Tür und Angel, mitten in der Nacht … einfällt. Klingt interessant …

Transmission Complete!

nach

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