Das war so eine spontane Blitzidee, mich auf das Rad zu setzen und da mal wieder hinzugurken. Schließlich war ich da schon ca. 20 Jahre nicht mehr. Am Wasserberg in Thaldorf musste ich schon passen, die Raucherlunge meldete sich zu Wort. Oben angekommen, ging es durch die Bauernsiedlung in Richtung Wasserturm. Die Sonne ballerte, der Wind kam von der Seite und in Sichtweite der Schmoner Hölzchen, wurde meine knapp bemessene Puste mit frischer Landluft versüßt. Sprich Gülle eingeatmet.
Aber was tut man nicht alles, wenn man den Fotoapparat mit hat, um der großen WWWeiten Welt zu zeigen, ich war hier.
Mit Sonnebrand, dicken Schweißperlen auf der Stirn und über steinige und staubige Feldwege, kam ich dann auch endlich an. Am Hauptweg angelangt, vermeldete mein berühmtes Kurzzeitgedächtnis, dass ich wiedermal was zu trinken vergessen hatte. Egal und nun angefangen die Umgebung zu erkunden.
Ich erinnerte mich, dass ich hier vor Urzeiten immer mal ein Picknik mit Familie machte. Das mit Campingtisch und so, wo man wie zu hause sitzen musste, obwohl es völlig egal war, ob man auf die Erde kleckerte. Ja, so war das eben damals.
Ich erinnerte mich, dass da mal so eine uralte hohle Blitzeiche stand. Bissel nach unten gefahren und gesucht. Nüscht jefungene! Schade, da ich diesen einen Baum immer mit diesem Ort verband.
Nächster Einfall. Da war doch mal sowas wie eine Sandgrube, wo die Jugend von damals immer Motocross veranstalteten? Okay, also weitergefahren und erstmal seltsame Kühlschränke gesichtet. Aha, mitten im Naturschutzgebiet laden die ihren Müll ab??? Dachte mir, na warte, das knipse ich nun in Nahaufnahme und petze es im Internet, wo mal wieder Müll verklappt wurde. Aber irgendwie muss es einen Geistesblitz gegeben haben, denn bei näherer Betrachtung waren es keine Kühlschränke, sondern selbstgebaute Bienenstöcke. In den Sattel geschwungen und erstmal eine sichere Distanz zu den Brummern eingenommen. Nochmal Schwein gehabt! oO
Wege schien es hier keine richtigen mehr zu geben und so fuhr ich erstmal irgendwie über den Rasen, welche hier und da kleine Spurrinnen aufwies. Irgendwie nur Wald, Bäume und Trockenmagerrasen. Haben wir ja in Querfurt auch. Egal, einfach mal die Cam draufhalten. Den Hochsitz wird schon irgendeiner kennen und zustimmen, ich war hier.
Hier war es nun schön, als ich durch diese Schneise durch den Wald in die Ferne gucken konnte. Schmon for Freedom! Na gut, wir wollen es nicht übertreiben. Ich konnte bis zum Mittelberg gucken, wo die Himmelsscheibe zu Nebra zu Hause ist. Wieder die Cam ausgewickelt und ein Angeberfoto geschossen.
Ich hatte genug gesichtet und fuhr weiter. Irgendwie deuteten sich nun die Wege etwas besser an. Schließlich ist man im Naturschutzgebiet und sollte die Wege möglichst nicht verlassen. Im Frühsommer blühen hier außerdem seltene Orchideen, welche ebenfalls unter Naturschutz stehen. Wer diese pflückt, wird nicht nur für den Rest seines Lebens nicht mehr nicht mehr in den Urlaub fahren können, Umweltvergehen werden mittlerweile zum Glück härter bestraft, sondern soll laut Buschfunk auf der Stelle fette Warzen an den Händen bekommen, wenn man den Pflänzleins an die Pelle will.
Es wurde dunkler, denn die Wege führten in den Wald bzw. einer streifte ihn nur. Na Määänsch, hier konnte man früher problemlos durchradeln und heute fährt man fast nur noch im Gestrüpp! Bock auf Zecken hatte ich auch nicht, also bog ich zum Hauptweg ab. Ok Weg ist so ne Sache. Die Spurrinnen waren teils so tief, dass man sich fast umlaschte, wenn man da zu viel in die Pedale trat.
Aber genau da kam mir die Idee, diese mal zu fotografieren. Das hatte den interessanten Nebeneffekt, der Bevölkerung der autonomen Volksrepublik Querfurt mal wieder zu zeigen, an welchem Wassermangel wir derzeit leiden.
So kämpfte ich mich noch etwas weiter den Weg lang und sah eine dunkle Wolke am Himmel. Ein kurzer Blick auf die Uhr brachte mich zur Einsicht, ich sollte lieber gen Heimweg fahren.
Das tat ich dann auch und fuhr diesmal an der Kreuzung von der ich kam einen, einen anderen Weg und immer gerade aus, direkt auf die Querfurter Fichten zu. Zwischendurch wurde natürlich immer mal was für mich kulturell Wertvolles geknipst und natürlich auch mal wieder was mit Mich. Schließlich kann ja Jeder sagen man war da. Naja und in Zeiten des Internets und des Bilderklaues, kann man viel erzählen wenn der Tag lang ist. Kann mich außerdem nicht selbst verklagen, deswegen muss ich immer bei jedem Ausflug auch auf Bildern zu sehen sein.
Irgendwann kam ich auf die reguläre Landstraße und fuhr auf dem einzig vernünftigen Radweg im Umland weiter. Ja sowas muss auch mal gesagt werden. Im Westen hat jedes Kuhdorf ausgebaute und vor allem asphaltierte Radwanderwege und wir wiedermal nicht. Nur vom Dicken Heinrich versaufen und Himmellscheibenkekse backen wird das nie was mit dem Tourismus. Vorschlag: Mal ein Saufgelauge, auch Volksfest genannt, oder dutzende sinnleere Feuerwerke weglassen und dafür vernünftige Radwanderwege bauen. Bricht man sich ja sonst die Knochen!
Stückchen Landstraße gefahren und froh gewesen, wieder auf einen Feldweg abbiegen zu können. Hinter mir düste ein Brummi und ich wollte mich ungern überfahren lassen.
Es ging unterhalb der Fichten nach Hause. Hatte ich zwar kürzlich schon berichtet, aber hier probierte ich nochmal die Makrofunktion aus, knipste einen anderen Lieblingsplatz von mir, eine Schutzhütte in den Fichten und was sonst so vor die Linse kam.
Die Bauern auf den Feldern waren auch wieder fleißig und mähten heute Richtung Lodersleben. Respekt, bei der Wämme und dem Staub Überstunden zu schieben. Das geht noch bis weit in den Herbst so. Wie jedes Jahr eben in unserer Region!
So ging es dann nach Hause. Akklimatisieren, sprich an der Flasche stillem Wasser schlottern, eine qualmen und Fotos bearbeiten. Am Ende ein schöner Ausflug, mit netten Eindrücken und wiedermal was für die Gesundheit getan.
Wenn ich fies gewesen wäre, hätte ich meine Bilder auch 95 % der Halbwissenden als Südstaatengeschichte verkaufen können. Ist doch so, viele kennen die halbe Südsee, aber nicht mal mehr ihre eigene Umgebung. Dann ist es auch kein Wunder, wenn alles so verwildert. Davon abgesehen dürfte es nun gänzlich abgeeebbt sein, da zum Glück viele Waldwege mit Sperren versehen wurden. Man muss ja auch nicht immer jeden Meter mit dem Auto fahren. Soll Menschen geben, die 50 m zum Briefkasten, mit dem Auto fahren und sich wundern, wenn sie zu fett sind.
Lüge? Alles ist schlecht im Osten und wird nicht vermarktet!
Wahrheit? Wenn Dummheit quietschen würde, würden manche nur noch mit der Ölkanne rumlaufen.
Mein Vortrag ist beendet. Ich hoffe es hat Spaß gemacht und einige zum Nachdenken angeregt. Es gibt doch nichts Schöneres, als bei Touren auf Gleichgesinnte jeden Alters zu treffen und Erfahrungen, Geschichten, oder spontanes Geplänkel auszutauschen und eben auch mal wieder Bilder von Anderen zu bewundern.
Ich fürchte mich sonst alleine im Wald …
Ein Gedanke zu „Schmoner Hölzchen“