Dölauer Heide

Gestern lautete es: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!“
Und so ging es mit dem Auto Richtung Halle in die Dölauer Heide. Es ranken sich viele Geschichten um diesen wunderschönen Wald, welche es zu entlüften oder zu entzaubern galt. Die für mich wohl prägenste Geschichte, ist jene vom Selbstmörderfriedhof. Den kenne ich haupstächlich aus Erzählungen meiner Großmutter und wie es oftmals so ist, ist er in der Phantasie größer und unheimlicher, als er in Wahrheit ist.
Auf der Hinfahrt musste ich mich erstmal durch den dichten Straßenverkehr drängeln. Naja die Verkehrsführung ist dort schon immer für mich nicht so ganz nachvollziehbar gewesen. Hat man ein Hinweisschild gelesen, muss man erstmal auf die Spuren aufpassen, welche man sehr oft wechseln muss. Nebenbei natürlich noch hin und wieder die Straßenbahnen beachten, welche schonmal die Fahrbahn kreuzen. Ich kenne andere Großstädte, wo es nicht so umständlich ist.
Ok, hab mich dann aber dann doch nur einmal verfahren, Spur zum Abbiegen zu spät gesehen, und kam am geplanten Ziel, dem „Waldkater“ an.
Der Waldkater ist eine wunderschöne Ausflugsgaststätte am Waldesrand.

Waldkater

Im Gelände des Waldkaters signalisierte ein großer Hund, hier gibts jetzt nichts. Nur gut das da ein Zaun zwischen uns war. Dann musste man auch schon die erste Entscheidung treffen. Man stand vor 3 großen Wegen und musste wissen wo man hin will. Hmm, ich glaubte mich zu erinnern, dass dieser Friedhof mehr an der Straßenseite war. Also ging es nach rechts und endlos scheinend durch wunderschöne Natur. Irgendwann stand ich auf so einem Hügel, welcher mir aus den Erzählungen bekannt vorkam. Unten sah man einen anderen Hauptweg und ich glaubte richtig zu sein. Unten angekommen, sah ich aber keinen Friedhof. Wo gehe ich nun lang? Nach rechts oder nach links? Ok nach links, denn rechts war schon fast wieder die Straße. Ein paar Minuten später machte der Weg eine Biegung und als ich näher kam, sah ich eine Art Hecke und ein Schild davor. Das musste wohl dieser Friedhof sein? In der Tat, ich hatte ihn gefunden. Man sah nur eine Hecke, eine Grabeinfassung, ein Hinweisschild und ansonsten nix!
So spektakulär war es gar nicht. Sieht man mal wieder, wie Geschichten vom Hören und Sagen die eigene Phantasie spielen lassen.

Heidefriedhof Heidefriedhof Schild

Weiter ging es die langen Wege entlang Richtung Schwedenschanze und Bischofswiesen. Die Schwedenschanze war eine Bastion, welche die Schweden im 30-jährigen Krieg errichteten und mit ihren Kanonen die Stadt Halle/Saale belagerten und sie auch einnahmen. Heute sieht man, bis auf Hinweisschilder und Resten von Erdhügelm kaum noch etwas.

Schild 1 Schwedenschanze Schild 2 Schwedenschanze Reste Schwedenschanze

Weiter ging es durch eine Birkenallee Richtung Bischofswiese. Immer wieder kommt man an Wegkreuzungen, welche einen in alle Richtungen führen. Zum Glück befinden sich hier überall Hinweisschilder und man kann sich nicht verlaufen. Desweiteren muss man auch erwähnen, dass die Heide sehr gut an Wanderwegen ausgebaut ist. Ob nun asphaltiert oder stille Pfade, für jeden ist etwas dabei. Man traf so eine Menge Radfahrer, Inliner, Pferdekutschen und sogar einzelne Reitkolonnen.
Auf dem Weg zur Bischofswiese, war man entweder immer mal auf größeren Wiesen mit netten Riesenpilzen als Unterstand, oder man wechselte wieder auf einsame Wanderwege. Zu erwähnen, rund um die Bischofswiese, befand sich in grauer Vorzeit die größte befestigte Siedlung Mitteldeutschlands und wurde später aufgegeben.

Birkenallee Rastpilz Bischofswiese Reiter

Es ging weiter Richtung Wolfsschlucht. Hier fand man einen Holzstapel, als ob jemand Feuer machen würde und etwas links ging es den berühmten Hohlweg herunter. Hier trafen sich früher der Küster, Pfarrer von Lettin, wenn Amtshandlungen in Nietleben-Granau vorzunehmen waren. Da diese Gegend früher scheinbar nicht ungefährlich war, bewaffnete man sich mit Spießen, um sich notfalls gegen Wölfe zu schützen. Als Lohn überbrachte man die sogenannten Wolfsbrote. Netter Weg und so gefährlich und unheimlich war er gar nicht gewesen.

Wolfsschlucht Hohlweg Wolfsschlucht Wolfsschlucht

Weiter ging es dann auf dem asphaltiertem Hauptweg, auf dem man viele Menschen und hier und da Ponykutschen antraf, Richtung Kolkturm. Vor ein paar Jahren war ich mal dort und erinnerte mich, dass man den Turm schon von weitem sieht. Das muss dann aber wohl im Herbst oder Frühjahr gewesen sein, denn diesmal sah man ihn erst, wenn man die Bergkuppe erreichte.
Der Turm wurde auf 3 prähistorischen Steingräbern gebaut, welche aus diesem Grunde etwas weiter südlich verlagert wurden.
Der Trm ist zwar nur 20 m hoch, aber eben ein Stahlkoloss der wackelt. Trotz meiner Höhenangst fasste ich all meinen Mut zusammen und bestieg den Turm. Ok, nicht ganz bis oben, aber ich hatte auch da schon einen wunderschönen Blick über Halle und das Umland. Mittlerweile kamen wie aus dem Nichts Touris und rannten teils den Turm hoch. Respekt! Ein Wind zog auf und flatterte mir ums Gesicht und durch hochrennende Passanten, merkte man jeden Schritt auf dem Turm und ich ging ganz gemütlich wieder runter. Erstmal die 3 Schweißperlen von der Stirn abgewischt, kurz hingesetzt und ausgeruht und dann ging es weiter und aufgrund der sich verschlechterten Wetterlage, gen Parkplatz.

Kolkturm Steingrab Kolkturm Ponykutsche Hauptwege Blick vom Kolkturm gen Halle

Im Auto wurde sich erstmal ein Kaffee und ein Stückchen Kuchen gegönnt und dann ging es heimwärts. Nach einem Stück B 180 bog ich dann in Bennstedt ab und fuhr die alte Strecke nach Hause zurück. Kurz in Langenbogen, die Heimat eines Teiles meiner Vorfahren, Zwischenhalt gemacht und Orte meiner Kindheit besucht. War früher oft dort. Hat sich vieles verändert, aber ich kannte noch die Strecken, wo ich den Hund meiner Ahnen immer ausführte und spielte. War immer sehr schön, wenn es spontan am Sonntag bei schönem Wetter hieß, wir fahren dorthin. Aber mehr als das ist es nicht mehr. Es wohnt niemand Bekanntes meiner Sippschaft mehr dort und somit war es eine reine Spurensuche.
Weiter ging es dann noch nach Seeburg, wo gerade Fischerfest am „Süßen See“ war. Von Rummel bis Fress – und Bierbuden war alles dabei. Es roch überall nach lecker Fisch und die Besucher tummelten sich überall am Seeufer.
Zurück ging es über Röblingen am See, wo sich noch ein Eis gegönnt wurde. Diese kleine, aber feine Eisdiele war schon früher ein Geheimtipp, mit lecker Eis.
Wieder zu Hause und erstmal einen Kumpel angerufen. Naja und wie das eigentlich schon normal ist, sind wir uns scheinbar unterwegs begegnet. Immerhin wollte ich ja auch noch auf die Peißnitzinsel. Hätten wir uns ja mal wieder ganz zufällig getroffen. Der alte Fluch halt … wenn ich angerufen werde, sitze ich meistens in der Wanne oder bin duschen. Andersrum sitzt man dann aber auch wirklich jedesmal auf einer Bedürfnisanstalt. Und das ganz ohne Absprache und fast immer so!

Soo, genug aus dem Nähkästchen geplaudert. Es war wiedermal ein wunderschöner Ausflug, bei dem man eine Menge sehen und erleben konnte. Mal schauen wo es mich beim nächsten mal hinführt?

So bis irgendwann …

nach

You Are You

2 Gedanken zu „Dölauer Heide

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