Heute einen Schwenk ins Mansfelder Land und den Vorfahren meiner Namensträger. Doppelhochzeit in Benndorf bei der Lutherstadt Eisleben im Jahre 1906.
Linkes Brautpaar meine Urgroßeltern, rechtes Paar die Schwester meiner Uroma nebst Gatte. Links neben den Brautpaaren, meine Alteltern, sprich Ur-Urgroßeltern.
(Bild: privat)
Am Beispiel meines Uropas sieht man wunderbar, wie eng einstmals der Beruf mit dem Privatleben verbunden war. Man präsentierte stolz die Bergmannskluft. Jetzt zu sagen „Hoffentlich erkennt sich niemand wieder“ wäre ein sinnleerer Scherz. Mögen sie in Frieden ruhen.
1906 war das Jahr, als der Hauptmann von Köpenick Weltruhm erlangte. Später u.a. mit Heinz Rühmann verfilmt.
Der Verbindungsweg von der Querfurter Stadtkirche bis zum Fuße der Burg, hat seit jüngerer Zeit den Namen eines berühmten Querfurters. Er war u.a. Pilzexperte, Erfinder der Waschmaschine, des Holzpapiers, Botaniker, Theologe … ein wahres Universalgenie.
1718 in Querfurt geboren und 1790 in Regensburg gestorben. Weitere Infos: Wikipedia
Früher war diese Gasse auch als Herrengasse bekannt. Eben weil es früher beim Kirchgang üblich war, dass Gesellschaften getrennt das Gotteshaus betraten. Zweiklassengesellschaft also.
In meiner Kindheit war diese Gasse ein beliebter Rodelberg, aber oft auch ein stinkendes Moloch. Es war einer der letzten Ort, an denen Abwässer noch direkt in der Gosse flossen. Nicht gerade sehr hygienisch. Im Winter fror der ganze Kram dann auch noch. Zum Glück längst Geschichte und man kann heute bedenkenlos die Stadt erkunden, es wurde nach 1990 neu gepflastert. Die umliegenden Häuser längst saniert und wohnlicher geworden. Nur wer es noch anders kannte und dies hier liest, kann sich noch in alte Zeiten hineinversetzen.
Heute eine Momentaufnahme. Der Wuschelkopf der zur Kamera rennt bin ich.
(Bild: privat, DSGVO-konform verpixelt)
Um es mit Noten zeitlich einzuordnen. Damals war gerade eine Hochphase des Kalten Krieges. Die Welt stand mal wieder kurz vorm Abgrund zweier Supermächte.
Im Osten damals schon Kult, stellte der Udo eine simple Frage: Wozu sind Kriege da? In Anbetracht von Defender 2020 leider immer noch aktuell, oder mal wieder.
Udo Lindenberg - Wozu sind Kriege da 2011 (MTV Unplugged feat. Coole Elbstreicher und Juri Voutta)
Das heutige Bild wurde am 1. März 1959 aufgenommen. Es ist die Ecke von der Unterführung hoch zur Bahnhofshalle. Dieser Vorplatz heißt seit einiger Zeit offiziell Hans-Dietrich-Genscher-Platz, da er gebürtiger Hallenser war.
(Bild: privat – DSGVO-konform verpixelt)
Es handelt sich hierbei um ein Gruppenfoto von Jugendlichen. Einer davon ist mein Vater. Es war die Zeit, als Schüler die ersten Jahren nach dem Krieg und noch bis in die 50er, nur bis zur. 8 Klasse in die Schule gingen. Mit 14 und 15 dann schon in die Lehre. In diesem Falle auf die Landwirtschaftsschule nach Seeburg. Richtige Internate gab es noch nicht, sodass man oft nur ein kleines Zimmerchen bei Privatpersonen hatte. Ein Bett, ein Schrank, Nachtschrank und ein Ofen. Das bedeutete für viele damals, genau im Übergang von der Kindheit zum Erwachsenen von zu Hause weg und auch körperlich arbeiten.
Es war die Zeit der großen Umwälzungen und des Kalten Krieges. Bei diesen noch blutjungen Generationen fischte dann auch regelmäßig der Staatsapparat, auch weil das dortige Leben Besserung der persönlichen Situation versprach.
Wir verurteilen heute oft zu oberflächlich, zu primitiv alte Zeiten und vergessen, wie wären unsere heutigen Jugendlichen drauf, wenn man sie in jenem Alter schon in gewisse Bahnen lenkt. Wenn man nur u.a. daran denkt, dass Rechtschreibung und Ausdruck keinen Stellenwert mehr haben bei heutigen Schülern. Dann weiß man wohin das mal führen wird …
Jeder musste früher in der Schule einer AG (Arbeitsgemeinschaft) angehören. Ich war zuerst beim Kegeln angemeldet. Aufgrund eines Todesfalls fiel das weg. Frei waren noch Plätze im damals neu gegründeten Fanfarenzug Querfurt. Zuvor über die Zementwerke Karsdorf und dann über den damaligen VEB Tonfunk Querfurt. Dort wurden Zubehörteile u.a. für Fernsehgeräte, wie z.B. Leiterplatten, produziert.
Es war um 1986, als ich Mitglied des Fanfarenzuges wurde. Zugleich wurde man Mitglied im DTSB.
Ich begann mit Trommel und tauschte später gegen Fanfare. Meine erste Trommel, ich erinnere mich noch genau, hing mir, aufgrund meiner Körpergröße, immer am Knie. Das war mitunter dann bei größeren Auftritten schmerzhaft. Geprobt wurde jeden Donnerstag nach der Schule im Wiesenhaus.
Ein Foto mit meiner Wenigkeit, schätzungsweise um 1987, entweder beim Wohnbezirksfest Querfurt Süd, oder eventuell auch nach einem Maiumzug fotografiert.
(Bild: privat)
An Auftritten mangelte es nie. Besonders zum Maifeiertag und an den obligatorischen Fackelumzügen am Tag zuvor, wurden oft mehrere Auftritte am Stück absolviert. Abgeholt meist mit dem ZBO-Bus, wurde man durch den Kreis kutschiert. Am 1. Mai war man oft erst gegen 20 Uhr wieder zu Hause und den ganzen Tag auf Achse.
Aber es waren nicht nur Aufmärsche zu politischen Anlässen. Kann mich u.a. noch an das Kirschfest in Naumburg erinnern. Schneeweiße Hose und rotes Oberteil. Und dann warfen die Kirschen für die Bevölkerung. Das gab Flecken.
In den Sommerferien gings ins Kyffhäusergebirge nach Rathsfeld. Zwei Wochen Trainingslager.
Schöne Zeiten, mit allen Höhen und Tiefen. 1990 war dann Schluss. Der Verein wurde von einigen Altvorderen dann 1996 wieder ins Leben gerufen und existiert bis heute.
Hin und wieder trifft man bei Besuchen in Querfurt, oder sozialen Netzwerken, ehemalige Mitstreiter. Ein Standardsatz war und ist u.a. dann immer noch: „Na du alter Fanfarenbläser?“
Für mich ein längst abgeschlossenes Kapitel. Aber einige Dinge habe ich noch exakt im Kopf.
So das Standardwerk eines jeden Fanfarenzuges. War der erste Marsch den ich jemals lernte. Den Erfurter Fanfarenmarsch und natürlich Die Locke.
Eine weitere Momentaufnahme. Burg Querfurt vor fast 40 Jahren.
(Bild: Diascan auf ORWO Color, privat – DSGVO-konform verpixelt)
Für damalige Menschen gehörte so ein Handwagen für einige noch zum Alltag. Speziell in diesem Fall wurden damit Propangasflaschen geholt. Je nach Wohngebiet war man nicht ans örtliche Gasnetz angeschlossen. Somit musste man immer Flaschen holen. Die leeren Behälter schaffte man weg und tauschte gegen die Gefüllten. Nebenbei hielt man noch ein Schwätzchen. Und als Enkel war die Fahrt besonders schön, weil man im Handwagen sitzen durfte. Oppa war handwerklich geschickt und baute eine kleine batteriebetriebene Klingel dran.
Die war saucool. Naja, nicht immer. Dem Umstand entsprechend, dass damals Haushunde noch viel freilaufend unterwegs waren, biss mich der gute Dackel unterwegs, von uns liebevoll einfach Waldi genannt, in die Wade. Nichts passiert, dem ging die Klingelei vermutlich einfach nur auf die Nerven.
So wars damals, im bis heute Dorf gebliebenen Ortsteil Thaldorf. 1929 wurde es erst nach Querfurt eingemeindet. Viele schöne Stunden in dieser Idylle verbracht. Aber die Erinnerungen hebe ich mir für spätere Beiträge auf.
Opa war leicht älter als Erwin Strittmatter. Mein Vater hatte wiederum eine Widmung von ihm, als Dankeschön für einen Geburtstagsgruß. Und ich schreibe jetzt, so 100 Jahre nach der Handlung.
In diesem Sinne: Der liebe Gott roocht och. Ja! Wo sonst kommen denn die ganzen Wolken her?