zwischen Zensur und Sprachen

Zensur

Jeder Mensch sollte das Recht auf freie Meinungsäußerung haben. Das finde ich auch, aber man sollte genauso gut das Recht auf einen gepflegten Dialog haben können und im Gegenzug etwas weglassen dürfen.
Letzteres praktiziere ich seit langer Zeit bereits bei YouTube. Warum? Ich mag auch viele Menschen, viele Sachen im Leben nicht, aber es hat irgendwo auch immer etwas mit Respekt vor anderen zu tun. Niemand hat das Recht dazu, jemanden mit unterschwelligen Aussagen zu beleidigen oder zu diskriminieren. Warum sollte ich mich im Web von einem 13 jährigen beleidigen lassen, wenn es um die gleiche Fanmaterie geht und ich die bereits viel länger kenne, als manche überhaupt auf der Welt sind? Es ist richtig, dass andere es immer mit anderen Augen sehen und auch oftmals eine Bereicherung. Aber dann bitte mit konstruktiver Kritik und nicht mit farbigen Metaphern. Es gehört einfach zu den elementarsten Dingen dazu, dass man auch zu unliebsamen Menschen „Guten Tag“ oder „Bitte und Danke“ sagt.

Wenn ich mal wieder nicht mit den Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung zufrieden bin, stürme ich auch nicht mitten in den Saal und schreie: „Ey ihr Vollidioten!“
Ich glaube man würde mich dann zurecht aus dem Saal entfernen lassen.

Woran liegt das? Zuerst einmal liegt es an der Faulheit, sich mit der Persönlichkeit eines Menschen auseinander zu setzen. Man sieht nur immer den Augenblick, aber nie wie ein Mensch wirklich ist. Man macht sich kaum noch die Mühe, mal selber nachzuforschen. Oberflächlichkeiten!
Man kann sich nicht mehr vernünftig artikulieren, da man es von zu Hause nicht besser kennt, die Medien es den ganzen Tag vornudeln. Bis einer vorbetet, dass die deutsche Sprache ja verfällt und es alle nachplappern.

Nun, die deutsche Sprache verfällt nicht wirklich, sondern entwickelt sich wie jede andere Sprache weiter. Man sollte nicht vergessen wie eine Sprache entstanden ist und vor allem wozu sie dient. Jede Sprache, jeder Dialekt war früher auf Regionen begrenzt, da man nicht so mobil wie heute war. Heute vermengt sich schneller als sonst die Sprache mit anderen Kulturen.
Mal ehrlich, viele wissen schon gar nicht mehr, dass es Unmengen von vermeintlich deutschen Wörtern gibt, welche nie deutsch waren. Das ist aber in anderen Sprachen auch nicht anders.

Sprache ist wie das Telefon, ein Kommunikationsmittel. Es ist doch klar, dass ich mich zu Hause anders unterhalte, als auf Arbeit, bei Freunden, auf Veranstaltungen, in den Medien und und und
Wem brächte es etwas, wenn nun jedes Land auf Erden, für gemeinsame Dinge extra Begriffe einführen würde? Wie soll man etwas lernen, wenn man sich abschottet?
Das Problem ist nicht die Entwicklung der Sprache, sondern die unnötige Anhäufung mit Modewörtern. Wobei man selbst da wieder Unterschiede machen muss.
Früher hat man eben maximal eine Lokalzeitung gelesen und heute quatsche ich frei Schnauze mit Menschen auf der ganzen Welt. Möchte man sich tiefgründig mit anderen Menschen unterhalten, so muss man auch immer Rücksicht auf sprachliche Besonderheiten nehmen.

Bei den slawischen Sprachen sind z.B. „Bitte und Danke“ mit der Satzstruktur verbunden. Das hat nichts mit übertriebener Freundlichkeit oder Einschleimen zu tun, sondern ist fest in der Sprache verankert. Es kann durchaus passieren, dass man in einem Geschäft nichts zu kaufen bekommt bzw. unfreundlich behandelt wird, wenn man nicht „Bitte und Danke“ sagt. Es gibt auch kaum eine andere Sprache als unsere deutsche Sprache, welche so viele „Schimpfwörter“ beinhaltet. Du kannst z.B. einen Russen nicht mit „dummer Hund“ beleidigen, aber wiederum damit, wenn du sagst, er arbeitet inkorrekt. Während wiederum in einigen anderen Ländern der westlichen Welt es üblich ist, wenn man sich zur Begrüßung auf die Wange küsst, egal wer es ist. Es ist einfach nur Arroganz anzunehmen, dass wie man hier lebt, auf der restlichen Welt gelebt wird. Nicht jeder Mensch schüttelt dir die Hand zur Begrüßung.

Genau bei solchen einfachen Dingen ist es auch wichtig und förderlich, dass die Sprache einen Teil dazu beiträgt. Es ist ja schon in unserem land teils sehr schwer, jemanden etwas zu erklären.

Beispiel: Erkläre mal einem sogenannten Wessi, warum es lustig ist, wenn von bunten Stoffbeuteln, Einkaufsnetzen oder dem Konsum spricht. Im ehemaligen Einheitsbrei hatte das Jeder, egal aus welcher Schicht man kam. Im Konsum lagen die Brötchen in einer halben Kramskiste. Jeder grabschte die an und wenn man mal eine Verkäuferin was fragen wollte: „Hä? Hammer nich!“ Oder eben die ganzen HO Gaststätten. Man stand stundenlang Schlange und wartete auf einen Sitzplatz. Die Kellner guckten dann immer schon ob man fertig ist und meinten oft: „Sind se fertig? Die anderen wollen och was ham!“
Aus heutiger Sicht völlig undenkbar sowas und genau deswegen lustig, wie sowas mal funktionieren konnte.
Sowas kann man aber nicht einfach erklären, wenn man sowas nie mitmachte. Auch hier setzt Sprache an und versucht zumindestens dies zu erklären. Es hat ja nichts damit zu tun, dass man alten Zeiten nachtrauert, denn ich glaube die will nicht wirklich jemand wiederhaben. Man versucht sich lediglich damit auszudrücken, wie es mal war! Der Rest? Nun ja, viele leben leider noch in ihrer alten Propagandawelt und urteilen auch so. Die einen sind in der DDR kleben geblieben und die anderen in der Bonner Republik. Da hilft nur eine gemeinsame Kommunikation im Laufe der Zeit.

Warum sollte ich mit meinen Freunden hier im Ort hochdeutsch reden? Nöö, unser Dialekt kann auch Spaß machen. Warum sollte ich anderen Menschen meinen Dialekt aufdrängeln, wenn ich auch hochdeutsch kann und es einfacher macht? Warum soll ich nicht auch mal andere Sprachen mit meiner vermengen können, um mein Lebensgefühl besser zu vermitteln?

Eben, es wäre sonst etwas zu schwarz-weiß und gerade dann armseelig, wenn ich auf festgefahrene Regeln pochen würde. Es ist alles gut so wie es ist, wenn man das Mittelmaß beibehält.

Es ist richtig, dass jeder der in unserem Land leben will, auch die gemeinsame Sprache beherrschen sollte. Es ist aber falsch, dass man Heimtasprachen mehr oder minder „verbietet“. Es ist doch viel bereichender für eine Kultur, wenn man durch Mehrsprachigkeit etwas bereichert. Jeder von uns wächst doch früher oder später durch die Schuldbildung mehrsprachig auf. Beschwert sich dort jemand?
Ich kenne so manche Menschen hier in Deutschland, die sind hier nicht geboren, sprechen aber perfektes Deutsch und wenn die es nicht selber sagen würden, würde man es nicht mal vermuten. Ist auch oft ganz praktisch, wenn man mal wieder eine Übersetzung eines Fremdwortes braucht, so fragt man einfach ganz unkompliziert nach und kommt fix hinter des Rätsels Lösung. Am Ende sind es halt immer Individualfälle. Es ist doch klar, dass ich meinen Kumpel nicht mit Merhaba oder Hello Again begrüße. Und es ist wohl logisch, dass ich hier wo ich wohne, einfach nur deutsch bin und sich in meinen Wänden, auch jeder so verhält. Aaaaaber, fahre ich zu anderen Kulturen, so sollte man dies im Gegenzug auch so tun und kann sich nicht mit einem Eimer Fusel, einem Strohhalm auf Mallorca setzen und die Sau wie zu Hause rauslassen. Das geht NICHT!!! Ich mache auch nicht die Beine auf den Tisch, wenn ich Freunde besuche. Hier bei mir, ist das egal und es ist meine Sache, wenn ich alleine bin.

Fazit: Man macht es sich mal wieder komplizierter, als es in Wahrheit ist!

Joar …

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