Mutter

„Wer niemals seine Mutter hatte, hat nie gelernt zu lieben. Wer sie nicht später mindestens einmal gehasst hat, in einem theatralischem Comeback sie zur Seite hatte, wird nie wissen, was echte Hilfe bedeutet. Man ist schon tot auf die Welt gekommen und wird als Geist sterben!“

Nachdem ich kürzlich einige Berichte über die Verwahrlosung von Kindern laß, kam mir eine längst vergessene Epoche aus meiner Kindheit wieder hoch. Auch wenn man älter wird und dann auch selbst Verantwortung in die Hand nimmt, so vergisst man nicht, wo man herkam. Und genau da bin ich wieder froh, das mir bestimmte Schicksale nicht widerfahren sind und ich letztendlich immer dankbar bin. Oh nein, es wird nun bestimmt keine Story von Herzschmerz und wo der Schmalz aus dem Blog tropft. Im Gegenteil, es wird nun andersrum …

Es handelt von einer Person aus meiner ehemaligen Nachbarschaft. Namen sind völlig unwichtig und es ist leider kein Einzelfall. Heute sehe ich es mit den Augen eines Erwachsenen Mannes und bin mir erst jetzt des schrecklichen Ausmaßes bewusst.
Am Anfang war alles friedlich und normal. Er zog mit seiner Mutter ein paar Häuser weiter ein und wir hatten ein seelenruhiges Leben. Wir spielten zusammen und niemand hätte geahnt, wie es sich mal entwickelt und was alles ans Tageslicht kommt. Er war supernett und zuvorkommend, bis es sich nach ca. einem halben Jahr änderte. Kinder streiten sich mal und testen ihre Grenzen, aber arten nie wirklich aus.
Es fing an, das sich der Wortschatz änderte. Ok, Wörter wie „Arschloch“ rutschen schon einem Kind mal raus, weil man es irgendwo aufschnappte. Dabei blieb es aber nicht und es ging dann einfach mit diversen Körperteilen und allgemein vulgären und obszönen Ausdrücken weiter. Eigentlich war das dann nur noch so. Die umliegenden Kinder distanzierten sich dann nach und nach und die Wörter richteten sich dann irgendwann auch gegen Erwachsene. Wie zu meiner Zeit noch üblich, wurde das nicht nur mit Strafaufgaben, sondern auch mit körperlicher Gewalt versucht einzudämmen. Das brachte aber maximal nur das Gegenteil ein, denn gewisse Gewalttätigkeiten richteten sich nicht nur gegen uns, sondern auch gegen Erwachsene. Genau genommen war man einfach nur machtlos. Dieses Kind kannte absolut keine Grenzen mehr und niemand wusste weiter. Erst kümmerten sich Eltern darum und als dies auch nichts half, ganz offiziell das Jugendamt. Nach diversen Gesprächen mit der Mutter und den Eltern wurde festgestelt, er muss in der kalten Küche auf der Sitzbank schlafen. Ok, also neue Wohnung besorgt, welche genug Lebensraum bietete. Alles schien wieder in Ordnung zu sein? Nein!
Nach einer kurzen Ruhepause fing es wieder an und diesmal weitaus heftiger. Auffällig war u.a. dass er bei Buchvorstellungen, was man jedes Jahr machen musste, immer das gleiche hatte.
Wir beide wohnten nun fast zusammen und bauten aber trotzdem eine gewisse Bindung auf. Anfangs blieb ich mehr oder minder verschont von ihm. Wie es so üblich ist, bringt man im Krankheitsfall die Hausaufgaben vorbei. Und ich war erstaunt, als ich es das erstemal tat. Alle supernett, auch die Mutter und man merkte wirklich gar nichts von Problemen.

Nur fing es später an, dass das Kidn in der Schule nichts vernünftiges zu Essen hatte. Man dachte lange, er geht nur nicht sorgsam damit um und man versuchte es mit erzieherischen Maßnahmen abzustellen. Als er dann anfing, am sonntags bei Mitschülern zu klingeln und fragte ob er mitessen darf, wurde man dann allerdings wiederum aufmerksamer. Wieder war das Jugendamt zur Stelle und forschte genauer nach. Nun kam alles ans Tageslicht und konnte nicht mehr verdrängt werden.
Fazit: Die Mutter war Alkoholikerin und hatte eigentlich immer mal einen anderen Mann. Für das Kind nie Zeit. Bis zu jenem Tag, ich selbst noch ein Kind, leibhaftig miterleben musste. Wollte ihn abholen und seine Mutter stinkbesoffen nur am Brüllen. Er solle Bier holen. Egal wie und wo. Mit einem Beutel in der Hand, noch Hausschuhe an, keine Jacke, wurde er im tiefsten Winter losgeschickt. Es schneite an jenem Abend ganz schön und war sehr. Ich fragte ihn noch ob ich nicht noch Sachen holen soll und er lehnte ab: „Wer richtig hart sein will, muss das können“ meinte er sinngemäß.
Wir liefen mit und holten den Stoff aus einer Gaststätte.
Ich hatte das nie zu Hause erzählt und hatte das wohl einfach verdrängt, weil ich sowas einfach nicht kannte. Ich denke schon, das mich dieses Erlebnis mit traumatisierte, weil ich es vergessen hatte.

Es wurde eigentlich immer schlimmer damit. Wie damals eben üblich, konnte man auch in der Schule vom Lehrer Prügel bekommen. Nein, ich meine nicht nur eine Ohrfeige. An was ich mich noch erinnern an, war das an den Haaren ziehen und mit den Kopf vor die Tafel stauchen. Man kann sich vorstellen wie die anderen Mitschüler reagierten. Entweder war man eingeschüchtert und versuchte ja nicht aufzufallen, oder man gab eben der Show Beifall und applaudierte mit. Ansonsten wäre man wohl auch noch aufgefallen.

Es eskalierte derart, das man nun selber bestohlen wurde und in Prügel mit einbezogen wurde. Ich verstand die Welt nicht mehr. Was hatte ich ihm getan, das er grundlos schlägt? Manchmal war es einfach nur Zufall. Man lief ihm über den Weg und es ging schon los. Je netter man versuchte auf ihn einzureden, umso schlimmer wurde er. Es juckte ihn überhaupt nicht, ob ältere und stärkere Kinder, oder Erwachsene dabei waren. Egal ob man eine zurück bekommt, wenigstens einmal mitten in die Fresse rein. Es war leider so! Das führte letztendlich dazu, das man entweder von der Schule abgeholt wurde, er eine Begleitung erhielt oder man am Nachmittag gar nicht mehr rausging oder eben mit dem Rad auf einen anderen Spielplatz fuhr.
Später kam er dann gar nicht mehr zur Schule und wenn er mal da war, konnte keine Stunde mehr vernünftig unterrichtet werden. Auf den Pausenhof konnte man ihn auch nicht lassen und es tauchte auch mal die Polizei auf. Bis zu jenem Tage im Unterricht, bis er sich mit der ganzen Klasse anlegte. Samt Klassenlehrerin konnten wir nicht mehr ertragen. Hatten wir gerade den Erlkönig dran und er störte einfach jeden der vorn stand. Das war das Ende! Er wurde geholt und kam in das Kinderheim! Es war ein Befreiungsschlag für uns alle! Wir konnten wieder ruhig leben.
Eines werde ich nie vergessen, seine Augen und sein Gesicht! Gläserne Augen und dieser grinsende Blick. Wie eine Maske. Es war auch diese Unberechenbarkeit, die einem dauernd Angst machte. Er konnte einfach so aus dem Nichts ausrasten und um sich hauen! Es war kein Mensch mehr. Genau genommen hatten wir es damals mit einem toten Menschen zu tun. Wie ein Geist der ruhelos umherirrt und keine Grenzen mehr hat.

Als er wiederkam, war seien Mutter inzwischen schwerstabhängig und wir schon im Jugendalter. Er war nicht wirklich mehr ein Schläger, aber eben in die Kriminalität abgerutscht. Man konnte aber wenigstens wieder mit ihm reden, egal was mal war.

Wir verloren uns aus den Augen und man hörte wenn, nur vom Hören und Sagen nochwas von ihm. Bis ich ihn Jahre später wieder traf. Er sprach mich an und wir unterhielten uns. Und da ist was passiert, was ich nie für möglich gehalten hätte. Er ist nun selber Familienvater und hat sein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Schon die Art zu reden und mit anderen zu kommunizieren war wie eines echten Erwachsenen. Wenn man ihn heute sieht, würde das niemand glauben, was mal war. Er ist ein Mensch wie du und ich geworden! Es hatte mich riesig gefreut, was er jetzt alles macht und hab ihm das auch kundgetan. An jenem Tag war es das beste Gespräch was ich hatte!
Dieses grinsen wie eine Maske war zu einem freundlichem Lächeln geworden. Allerdings sind da immernoch diese glasigen Augen! Die Narben werden eben immer zu sehen sein! Bei der Frage nach seiner Mutter hatte ich den Eindruck, er hatte meine Frage nicht verstanden und wich auf ein anderes Thema aus und meinte nur: Keine Ahnung!

Nun haben wir also doch dieses schmalzige Happy End! Nun, ich kenne noch weitere Fälle, welche ich aber nie so intensiv und extrem selber miterlebt hatte. Ich sage nur kurz: 3 Tage ins Zimmer sperren, einizige Nahrung Zwieback und Haare mit Spülmittel waschen, während der Hund das gute Shampoo bekommt.
Es gibt keine Einzelfälle, auch heutzutage leider nicht!

Je mehr ich darüber nachdenke, umso dankbarer bin ich meinen Eltern für alles. Ich meine sie hatten es gewiss auch nicht immer einfach mit mir und ich ehrlich gesagt umgekehrt auch nicht. Aber ich durfte glücklich und zufrieden aufwachsen und in jeder noch so großen Krise, waren sie immer da und andersrum auch. Gerade in meiner frühkindlichen schweren Krankheitsphase, hatte ich im Krankenhaus immer eine Mutter und keine MUTTER am Bett sitzen! 😉
Diese Bindung ist etwas sehr wertvolles und ich möchte die auch nicht missen und genau das gibt man seiner Nachwelt weiter.

Ich habe absolut kein Verständnis und schon gar kein Mitleid mit Eltern, welche Kinder in die Welt setzen, als seien sie Statussymbole und dann runterkommen lassen. Klar, das ein Kind ungewünscht zur Welt kommt, kann trotzdem passieren, aber dann muss man sich der Verantwortung stellen, egal wie sie aussieht. Ich glaube liebend gern, dass das Vergnügen ne Menge Spaß macht, nur muss man noch soviel Verstand haben, um auch richtig vorzusorgen und im richtigen Moment nachzudenken.

Es gibt nicht immer so ein Happy End. Es passiert nahezu jeden Tag. Erst kürzlich wieder wie ich erfahren habe.
Andere bleiben ihr Leben lang tot an Emotionen und man braucht sich nicht zu wundern, wenn Psychopathen gezüchtet werden. Wenn Menschen schon als Kinder tot durch die Gegend laufen, sind sie Geister. Wer kann schon Geister später besiegen?

Jenau!

1000 Augen

Unweit der Stadt Querfurt und Nebra, liegt das kleine Örtchen Vitzenburg, welches vor allem durch sein Schloß über Grenzen hinaus bekannt ist.

Das Schloß hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und wurde zuletzt als Anstalt für Schwerstbehinderte genutzt. Ich kenne es nur noch aus Erzählungen wie das Leben damals dort ablief. Haften blieben Sätze wie „Es waren keine Menschen die da hausten, sie waren wie wilde Tiere.“
Als Kinder wurden uns oft die schlimmsten Geschichten darüber erzählt und der Name Vitzenburg an sich, hatte seinen Ruf weg als Klappsmühle. Kinder haben eine blühende Phantasie und denken oft nicht nach, was sie da gerade erzählen.
Tatsache ist schon, dass dort Menschen lebten, die aufgrund ihrer angeborenen schwersten Behinderung, nirgendwo alleine lebensfähig waren und eben eingesperrt werden mussten. Ohne Sinn und Verstand, teils arg entstellt, vegetierten sie den Rest ihres Lebens eingesperrt hinter Gittern. Manche zertrümmerten grundlos sämtliches Mobiliar, während andere ihre körpereigenen Sekrete nicht unter Kontrolle hatten und …
Es mag wie in einem realen Horrorfilm der Neuzeit anmuten, aber diese Menschen können eben nun mal nichts dafür. Verstoßen von Angehörigen und ausgetoßen von der Gesellschaft, ein trauriges Dasein.

Heute steht dieses Schloß leer und man kann es besichtigen. Es wird berichtet, dass sich auf dem Areal des Schlosses manchmal seltsame Dinge ereignen sollen. Die einen wollen seltsame Gestalten auf dem Innenhof gesehen haben, während andere von „Augen“ hinter vergitterten Fenstern berichten, welche nach Hilfe flehen. Wiederum andere berichten davon, nach einem Besuch ein merkwürdiges Gefühl gespürt zu haben. Ein leichter Windzug, welcher wie 1000 Hände einen fangen und einem irgendwann zur Rückkehr zwingen wollen. Man würde hier nie nur einmal vorbeischauen.

Das Portal zum Schloß

Wie bei allen Märchen, Mythen und Legenden ist es eine Frage der Überlieferungen der Menschen. Wieviel Wahrheit in Jedem drinsteckt, muss man selber erfahren.

So bis irgendwann …

Nur einen Augenblick lang

Wer in der Wohnung raucht, muss gelegentlich mal lüften. Und so öffnete ich das Fenster. Wie immer, schenkte ich der Umgebung einen Blick. Doch heute war es anders. Die Luft war angenehm mild und roch nach Frühling. Auf den Dächern zwitscherten munter kleine Vögelchen und untermalten die Atmosphäre. Anders als sonst, verweilte ich am Fenster und starrte einfach so in die Gegend. Der Himmel konnte sich nicht so richtig entscheiden, ob er regnen, oder hell erleuchten will. Ich spürte wie der Frühling versuchte, krampfhaft seine Fühler auszustrecken, schaffte es aber nicht ganz.
Mein Blick wandte sich zu unserer altehrwürdigen Burg. Immer und immer wieder diese 3 mächtigen Türme. Egal in welchem Licht sie erstrahlten, sie trotzten jedem. Sie sind schon sehr alt, haben viel gesehen und bestimmt viel zu erzählen. Mein Blick bleib beim Pariser Turm stehen. Ich versuchte dann das alte Kornhaus zu orten und fand es. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich gerade davorstehe. In meiner Phantasie wurde es immer deutlicher. Pscht, leise, ich höre etwas?
Ich sah merkwürdig gekleidete Menschen in das Haus gehen. sie trugen feine Anzüge und Kostüme. Sie müssen so aus der Zeit der Achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts sein. Ich fixiere meine Beobachtung und sehe einen kleinen Jungen, nicht älter als 10. Auch er war fein gekleidet und trug eine Fliege.
Ich ging mit ihnen nach oben, wo im Bildersaal Menschen für ein klassisches Konzert Platz nahmen. Alle saßen etwas angespannt auf ihren Plätzen und studierten feinsäuberlich das Programmheft.
Einige Zeit später kamen Künstler in historischen Gewänden. Die Menge stand auf, um jenen Respekt zu zollen. Es wurde darauf geachtet, das man sich richtig hinsetzte, nicht erzählte und eine gewisse Aufmerksamkeit der Spielenden zu wahren.
Die Luft war etwas sonderlich, durch das imprägnierte Holz und man hatte seine Not, den Husten unter Kontrolle zu haben. Einige vertieften die Musik so sehr, sodaß sie dies mit halblauten Schnarchen kund taten.
Dem kleinen Jungen wurde ein Strauß Blumen in die Hand gedrückt. Wofür?
Als das Konzert zu Ende war, die Künstler mehrfach unter Beifall heraus gingen und wieder kamen, musste dieser den Strauß überreichen. Warum gerade er?
Es wurde nicht gefragt, sondern einfach vorausgesetzt. Das gehört sich eben so. Es wurde eben immer Wert auf das Protokoll gelegt. Es war schon immer so und es wird immer so bleiben.
Anschließend, nachdem das Konzert beendet war, unterhielt man sich noch mit dem erlesenem Kreis. Man hatte ordentlich zu grüßen und sich in die Konversation einzubringen. Der gute Ton!

So oder so ähnlich trug es sich in meiner Kindheit oft zu, als wir zu den klassischen Konzerten in den Bildersaal, der Burg Querfurt gingen. Damals war man einfach Anhängsel und wurde ohne zu fragen mitgenommen. Die Musik war damals zum Gähnen. Die Liebe zur klassischen Musik entdeckte ich ein paar Jahre später auf dem Gymnasium, als wir unter Gleichgesinnten darüber philosophierten.

Dieses Panorama weckte alte Gefühle und so erinnerte mich an Tschaikowskis „Weiße Nächte“, wovon wir eine LP haben. Diese hörte ich früher sehr gern und oft.
Und so träumte ich meinen Tagtraum …

… bis meinen Namen rufen hörte. Ich blinzelte Kurz mit den Augen und meine Blicke begaben sich wieder ins Zimmer. Der Moment war zu Ende. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick lang, aber kam mir wie eine Ewigkeit vor. Und so ging ich wieder dem Alltäglichem nach …

So bis irgendwann …

Subkulturen, Subjekte

E.E.T.

Durch Zufall wiedergefunden. Eine Mappe mit der Aufschrift „Extrem Explosion Terror“. Das ist weder ein Handbuch einer terroristischen Vereinigung, noch irgendein gewaltverherrlichendes Büchlein. Es stammt aus einer Zeit, als eine heutige stark kommerzielle Musikrichtung, noch eine Randgruppe in der Gesellschaft war. Lange Haare, Lederjacke und T-Shirts mit Totenköpfen und Texte über Krieg und Zerstörung. Das mussten ja zwangsläuffig böse Menschen sein. Und so entstand mal im Freundeskreis der ironische, fiktive Name einer bis heute nicht existierenden Band. Es muss wohl damals so lustig gewesen und polarisierend gegenüber dem Rest der Bevölkerung gewesen sein, dass man dies in seine Gedankenwelt aufnahm. Es wurden deutsche und englische Songtexte verfasst, noch bevor überhaupt jemand ein Instrument spielen konnte. Diese wurden dann eben a capella bei diversen Treffen vorgetragen oder später ansatzweise in Liedern verwendet, als man schon 3 Akkorde beherrschte.

Ok, dann schlagen wir mal dieses Büchlein auf und blättern etwas … Huch, ich glaube das darf ich hier gar nicht alles schreiben. Haben wir das wirklich mal so gemacht? … „Extrem Perversity“ – Der Song über damalige Freizeitaktivitäten und ausleben der neuen Freiheit. Freizügige Filme ausleihen, Nachmachen, auf Disco gehen und Party feiern.
Die neue Musikrichtung war der klammernde Strohhalm. Das spiegelte sich auch immer und immer wieder in den Texten wieder. „Thrash Attack“, „Hunt into Darkness“, „Thunderstorm of Distruction“, „Look into Hell“, persecution mania“, „I’m produce a monster“, „Trip to the other world“, „Wild sniper“, „cleptomania“, „changed situations“, „passion and foul“, „life and death“, „status“, „morbid future“, „existence of safety“, „violent“, „rich“, „Liebeslied“, „Extrem Explosion Terror“ …

Was für anspruchsvolle Texte könnte man ironischerweise sagen. Man kann es aber drehen und biegen wie man will, aber es spiegelt sich überall das damalige Leben und Erleben wieder. Das war eben Spaß, Alkohol, Drogen, Sex, Gewalt, Tod, Existenzangst, Zukunftsangst, multimediale Überfütterung in den Medien.
Alles redet immer nur von der Zeit vor 1989 und heute, aber niemand über die Zeit dazwischen. Da wo plötzlich jeder was zu melden und niemand einen Plan hatte. Genau das war meine Zeit, die mich prägte. Was davor war, kann ich kaum beurteilen, war ich zu jung für.

Wie oft war man am Wochenende kaum zu Hause und wenn es auf diversen Veranstaltungen wiedermal hieß: „Glatzenalarm!“ und die Massenflucht einsetzte. Manche waren da mit ihrem Bier beschäftigt, zu langsam und wurden eben mit einem Baseballschläger erschlagen. Die Totschläger wurden natürlich freigesprochen. TV Beweise sind eben genauso beweislos wie Lügendetektoren. Muß man halt lernen die Gefahr rechtzeitig zu erkennen und seinen Hintern schnell genug retten. Und eh mal irgendjemand der Schaulustigen sein Handy rauskramte, Stunden später ein oder zwei Sherrifs mal nach dem rechten sahen und irgendwann mal Verstärkung holten, war wiedermal eine Motorhaube mit Blut lackiert. Zähne fehlten oder halt die üblichen Kriegsverletzungen jener Zeit.
Aber wir waren ja auch nicht von gestern. Man entwickelte diverse rethorische Fähigkeiten, um irgendjemanden zu überreden, damit man nicht nach Hause laufen musste. Völlig abgefeiert hatte man oft keine Lust, in nächtliche Straßenschlachten zu geraten. Naja und wenn dann doch mal, so flogen Papierkörbe und weitere Gegenstände dorthin zurück, woher sie kamen. So war das eben, war halt normaler Alltag und man kannte es nicht anders. Hatte ja auch wirklich jeder was zu melden und war wichtig.
Hatte man dann irgendwann seine Moralischen, wurden diverse Partykeller bei Freunden belagert. Da war Freundschaft das oberste Gebot. Wer nur eine Mark hatte, hatte nur eine Mark und wer mehr hatte, gab mehr dazu. Dies wurde immer in Kippen und Alkohol investiert. Oder man schmuggelte heimlich die Vorräte von zu Hause mit. Hauptsache feiern, den Alltag vergessen, Spaß haben und wer am schnellsten die lustigste Alkoholvergiftung hatte.
Die Damenwelt war natürlich auch immer präsent. Aber halt genau nicht anders drauf als wir. War doch egal, wer gerade mal wieder Spaß mit jemanden oder nicht. Ob im 5 min Takt oder nicht, völlig uninteressant.
Zu feiern gab es immer was. Meistens feierten wir uns selber. Wir waren unsere Idole. Wir mochten uns am meisten und starben auch nicht wie manch andere Vorbilder von heute auf morgen. Wir gründeten unseren Bund fürs leben, heirateten uns selber und bastelten unsere Trauringe. Dieser Bund besteht auch heute noch, wenn auch ganz anders und seltener als damals.

Proaktive Umverteilung war auch oft so ein Thema. Das spielte keine Rolle welcher Schicht man angehörte. Manche hielten Vorträge, wie man am besten Kaufhallen leer räumte und wie man sich bei Strafprozessen zu verhalten hat. Mir war das allerdings zu bunt. Hatte ja alles gehabt und lieber meinen Kram geteilt, damit andere was davon hatten. Helfersyndrom halt! Wer es nicht kapierte tat es als Freunde kaufen ab. Aber dann hat man es nicht begriffen und es muss einem egal sein.

Hatte man da auch noch Platz für Liebe? Nun ja, im Alltag wurde natürlich schön künstlich alles vorgespielt. Aber man kannte das schon noch. Nur auf einer anderen Ebene. Entweder gab es dann nur Götter, oder gar nichts.

Soo, das Buch ist fertig gelesen und Fragmente wurden angehaucht und temporär zum Leben erweckt. Heute nicht mehr nachvollziehbar, auch nicht emotionell. Muss man sich für irgendwas rechtfertigen oder im Nachhinein bedauern? Keinen Meter. Man wird weder etwas verdrängen können, noch irgendwas rückgängig machen. Andere Zeiten eben. Ist das eine Warnung und Erfahrung die man weitergeben muss? Das kann man so nicht sagen. Jede Epoche hat ihre Eigenheiten, aus der jeder seine eigenen Lehren ziehen muss. Ich kann die damalige Zeit nicht mit der heutigen vergleichen. Es kommt immer auf den Bezug und die Hintergründe an. Ich weiß nur was ich heute toll oder schlecht finde und handle danach. Man lernt selber aus etwas, ändert sich aufgrund von Erfahrungen und diese Veränderung nehmen halt andere wiederum als Vorbild und handeln danach … Eine Kette ohne Ende; ein nie endender Kreislauf.
Bleibt denn da nicht trotzdem irgendwas zurück? Klar! Man lässt sich irgendwann eine Elefantenhaut wachsen. Man lässt nicht einfach jeden an sich ran. Wer es dennoch schafft und zuviel rumdoktort, wundert sich dann halt über dutzende Abwehrmechanismen.
Gibt es da nicht auch mal was Positivies daran oder ist das alles nur eine Leidensgeschichte? Ich habe nie wirklich gelernt, was Schmerz ist. Aus jeder Situation kann man das Beste machen. Das Positive … Man lernt konsequent zu sein. Man hört auf, wenn der Bauch anfängt Nein zu sagen. Man nimmt kein Blatt vor dem Mund und wird immer direkt seine Meinung sagen. Vor allem aber gewinnt man eine wertvolle Erkenntnis. Je mehr jemand versucht gegen dich vorzugehen, umsp größer wird der postive Effekt. Nämlich genau das Gegenteil trifft ein.

Und genau das triff die derzeitige Situation hier im Blog. Je mehr selbstgefällige, selbstgerechte Lynchjustiz geübt wird, umso mehr nutzt es mir. Die durchschnittlichen Besucherzahlen, Suchmaschine etc. schon rausgerechnet, belaufen sich aktuell auf 60 Besucher im Schnitt pro Tag. Mein Pagerank steigt zusätzlich und ist auf dem Quantensprung zu 3. Meine Co-Kommentatoren bleiben hier teils aus. Warum sollen sie auch kommentieren? Sind ja im Chat, Voicechat oder eben real anwesend und feiern mit. Ich brauchte noch nie vorgeführte manipulierte Kunstgruppen, um jeden das Böse auf der Welt zu zeigen. Sowas wird gelebt, auch wenn es nicht offensichtlich ist.
Ich lieb mich mehr als an anderen Tagen. Andere mich auch und ich sowieso so manch andere … Achso ja, natürlich hatte beim letzten Video keine Pointe. Danke für die konstruktive Kritik von einigen. Werde mich bemühen, wieder zu meinen Standarts zurück zu kehren.
Soo, bevor mich wieder jemand ermahnt, werde ich mal weiter die Überraschung für jemanden basteln, meinen Weihnachtsbaum endlich abputzen, das Wetter in den Hintern treten, damit ich mal wieder wandern kann und das Wochenende absprechen und auf Disco gehen.

Verdammt, nun ist die Spitze vom Bleistift abgebrochen ….

Fazit: Google

So bis irgendwann …

Der Mond zum Essen

Irgendwann in den 90′ Jahren. Da sitzen 2 Freunde in einer Kneipe und gehen einer Feierlichkeit nach. An der Theke ist es sehr gemütlich und da nehmen sie Platz. „Prost ihr Säcke! … Prost du Sack! … Prost ihr Säcke! … Prost du Sack! … Zack Zack!“
Irgendwann werden die Gespräche tiefer und sinniger und so philosophiert man über das Essen. Ja also ich esse ja gern Nudeln. Hmm, mein Lieblingsessen … öhm, nun ja, ich habe es gerade vergessen wie das heißt!
Na dann beschreibe es doch mal. … Nee, das geht nicht und ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. … Sag doch einfach es ist rund, eckig oder so. … Ich weiß es einfach nicht mehr, oder warte. Es sieht aus wie der Mond! … Hä? Wie der Mond?
Eine Stunde später … Ich esse gern Hefeklöße! … Ja, genau das meinte ich vorhin. Hefeklöße mag ich. … OMG! Na da soll mal einer einen Mond mit Hefeklößen assoziieren.

Mehr als 10 Jahre später wird darüber immer noch gelacht, wenn das Thema Hefeklöße angesprochen wird. Eigentlich total unlustig wie ich finde, aber manche Dinge muß man erleben, um sie zu verstehen.

So bis dahin …